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Virtueller Stadtrundgang in Nürnberg

Wer kennt Sie nicht, diese mittelalterliche Großstadt, die bedeutende Geschichte, im positiven wie im negativen Sinn, geschrieben hat. Nürnberg besitzt trotz großer Kriegsschäden noch immer den Odem des Mittelalters. Butzenscheiben-Romantik, der Duft von Nürnberger Rostbratwürsten oder Lebkuchen und natürlich nicht zu vergessen der weltberühmte Christkindlesmarkt locken jährlich Millionen von Besuchern nach Nürnberg.

Das ist sie nun, meine Geburts- und Heimatstadt. Mit ihr werde ich immer verbunden sein und wer hier aufgewachsen ist, wird unweigerlich, jede andere Stadt mit ihr vergleichen wollen. Hier wird Geschichte lebendig. Vielleicht stammt auch gerade daher meine Leidenschaft für die Geschichtswissenschaft, so dass ich eben dies lange Jahre beruflich ausgeübt habe.

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Der alte Stadtkern von Nürnberg wird im Norden durch die auf einem Berg krönende und weithin sichtbare Kaiserburg begrenzt. Im Süden bildet der Hauptbahnhof das Tor zur Stadt. Im Westen und im Osten begrenzen die über die Pegnitz gezogenen Brückenbauten den eigentlichen Stadtkern. Nürnbergs Innenstadt kann in zwei Stadthälften unterteilt werden. Im Norden liegt die Sebalder Altstadt, dies ist der geschichtlich ältere Teil, und im Süden der Lorenzer Stadtteil. Beide Seiten links und rechts der Pegnitz besitzen große kathedralartige Kirchengebäude mit bedeutsamen Kunstschätzen. Die Pegnitz, ein nicht "schiffbarer" Fluß, fließt inmitten einer Senke durch Nürnberg und teilt sich im Innenstadtbereich zweimal, bevor er am Ausgang der Stadtmauer wieder zusammenfließt. Der Stadtkern Nürnbergs wird von einer ca. 5 km langen Stadtmauer eingefasst und ist in großen Teilen, trotz Durchbrüchen in der Neuzeit und erheblichen Zerstörungen des 2. Weltkriegs gut erhalten geblieben. Sie ist die dritte und jüngste Stadtmauer und beweist, welche Ausdehnung Nürnberg im Mittelalter hatte. Ihr Erhalt sowie das charakteristische Bild der Stadt ist vor allem den Stadtvätern nach dem Kriege zu verdanken, die sich beim Aufbau der Stadt besonders an den alten vorhandenen Straßenzügen orientierten und darauf geachtet haben, dass neu zu errichtendenr Bauwerke möglichst die alte Traufhöhe einhielten. Leider haben sich gerade in neuerer Zeit einige Bausünden im Innenbereich der Stadt manifestiert, die diese alte Tradition schmerzlich (für das Auge) durchbrochen haben.

Ich möchte nun dazu einladen, mit mir einige Nürnberger Sehenswürdigkeiten auf diesem virtuellen Rundgang durch die Altstadt zu erkunden und wünsche viel Spaß bei dieser kleinen Internet-Stadtführung.

Die Mauthalle

nbg-mauthalleMein Rundgang beginnt am Hauptbahnhof und führt uns zuerst durch die Königstraße in die Innenstadt. Bereits am Eingang in die Königstraße begegnet dem Besucher ein mächtiger Zeuge des mittelalterlichen Nürnbergs. Der Königsturm ist einer der großen Rundtürme, dessen Mauern fünf Meter stark sind und die bedeutenden Wachtürme der dritten und letzten Stadtummauerung bildete. Direkt neben dem Königstorturm ist der Eingang in den Handwerkerhof. Hier gibt es Kunsthandwerk in einem kleinen Dorf. Mittelalterliches Flair fasziniert auf diese Weise schon beim Besuch des Handwerkerhofs. Aber gehen wir die Königstraße weiter in Richtung Hallplatz. Links und rechts der Königstraße stehen noch Gebäude die im letzten Jahrhundert errichtet wurden und das Inferno des 2. Weltkriegs überstanden haben. Jetzt können wir auf der linken Seite ein imposantes Gebäude erblicken. Es ist die Mauthalle. Die Mauthalle diente im Mittelalter als größte Lagerstätte für Versorgungsgüter und als städtisches Kornhaus. Errichtet wurde sie in den Jahren 1498 bis 1502 von Hans Behaim dem Älteren. Seit 1572 fungierte sie als Hauptzollamt der Stadt. In den riesigen Gewölben wurde das Getreide der Reichsstadt eingelagert. 1897/98 ist sie zu einem Geschäftshaus umgebaut worden. Im 2. Weltkrieg trug die Mauthalle schwer Beschädigungen davon und brannte vollkommen aus. Leicht angepasst wurde sie aber wieder errichtet. Heute befinden sich noch immer Geschäfte in ihr und im Kellergeschoss gibt es eine Privatbrauerei mit fränkischer Gastronomie. Die Mauthalle vermittelt einen guten Eindruck vom Glanz der ehemaligen Reichsstadt. Hinter der Mauthalle findet sich ein weiteres Gebäude der Renaissance-Zeit. Es handelt sich um das ehemalige Zeughaus, welches aus dem Jahr 1588 stammt. Leider gingen insbesondere auf der Lorenzer Stadtseite im 2. Weltkrieg die meisten Gebäude verloren. Die großen Lücken wurden in den 60er Jahren mit zum Teil großen Bausünden gefüllt.

Die Lorenzkirche und das Nassauer Haus

nbg-lorenzkirchenbg-nassauer-hausVerlassen wir nun die Mauthalle und folgen der Königstraße weiter. Ab hier beginnt die lange Fußgängerzone Nürnbergs und vor uns liegt eine der zwei großen Stadtkirchen. Die Lorenzkirche wurde im Jahr 1280 begonnen. Der große gotische Hallenchor ist 1477 vollendet worden. Kathedralenartig steht sie mit den beiden Türmen zur Karolinenstraße. Über den wuchtigen Eingangstüren prangt eine große in Stein gehauene Rosette. Das hoch auf geschossene Langhaus wird durch seitliche Stützstreben gefangen und die Türme ragen stolz in den Himmel. Dennoch wirkt die Kirche in ihrer gotischen Schönheit schlank und mächtig zugleich. Im Inneren befinden sich trotz des Bildersturms der Reformation viele Kunstschätze im Kirchenschiff. Sofort fällt das über dem Altar thronende Schnitzwerk ins Auge. Es zeigt Maria mit dem Engel Gabriel, der Maria die unbefleckte Empfängnis verkündet. Der so genannte "Englische Gruß" stammt von dem berühmten Holzschnitzer Veit Stoß und ist eines seiner bedeutendsten Werke. Es wurde von Anton Tucher gestiftet und vom Meister in den Jahren 1517/18 gefertigt. Auch dem Steinmetz Adam Krafft hat die Lorenzkirche ein wunderbares Kunstwerk zu verdanken. Das Sakramentshäuschen, das für Hans Imhoff d. Ä. von Adam Krafft in den Jahren 1493 bis 1496 errichtet wurde, zeigt die Kunstfertigkeit dieses Meisters. Viele Zeugen seiner Kunst fielen der Bombennacht des 2. Januar 1945 zum Opfer. Darüber hinaus gibt es in der Kirche viele Epitaphien, Altare und Gemälde, die einen durchaus langen Aufenthalt dort rechtfertigen. Wer Sankt Lorenz verlässt, sieht an der Ecke zur Karolinenstraße ein anderes mittelalterliches Bauwerk.

Das so genannte Nassauer Haus ist das letzte in Nürnberg verbliebene Turmhaus. Es stammt aus dem späten 12. oder frühen 13. Jahrhundert und war ursprünglich Ministerialensitz. Während seiner Geschichte wechselten häufig die Besitzer. Unterschiedliche Patrizierfamilien wie z.B. die Haller, Imhoff und Schlüsselfelder waren Eigentümer dieses Turmhauses. Läßt man den Turm buchstäblich links liegen und geht nun in Richtung Pegnitz kann man einen hervorragenden Blick auf die Burg richten.

Das Heilig Geist Spital

heilig-geist-spitalDie Museumsbrücke ist nur eine von vielen Brücken, die Nürnbergs beide Stadthälften verbinden. Bevor wir sie verlassen und auf die Sebalder Stadtseite gehen, blicken wir noch kurz nach rechts. Dort können wir ein Gebäude sehen, das den einen Arm der Pegnitz überspannt. Es handelt sich dabei um das vom Jahr 1332 bis 1339 errichtete Heilig Geist Spital. Das Spital war eine Stiftung des Patriziers Konrad Groß und diente unter anderem dazu alten und gebrechlichen Handwerksmeistern einen Aufenthalt im Alter zu ermöglichen. Das Heilig Geist Spital ist eines der meist fotografiertesten Motive in Nürnberg. Heute befindet sich in dem die Pegnitz überspannenden Bau ein Restaurant in den übrigen angrenzenden Gebäudeteilen residiert ein Altersitz. Das Heilig Geist Spital war durch Bombeneinwirkung schwer in Mitleidenschaft gezogen, doch es wurde wieder errichtet und bildet ein besonderes Schmuckstück der mittelalterlichen Architekturkunst.

Der Hauptmarkt mit dem Schönen Brunnen

nbg-schoener-brunnenFolgt man nun der Plobenhofstraße weiter, gelangt man nach kurzer Zeit auf eine großen Platz. Wir befinden uns nun am Hauptmarkt. Hier findet nicht nur beständig ein Wochenmarkt statt, sondern auch andere Festveranstaltungen werden hier abgehalten. Am berühmtesten ist jedoch der alljährliche Christkindlesmarkt. Dieser Weihnachtsmarkt neben dem Dresdener Strietzelmarkt zu den schönsten Weihnachtsmärkten seiner Art. Er ist seit dem Jahr 1628 urkundlich belegt. Vor allem die Eröffnung durch das "Christkind" am Freitag vor dem ersten Advent ist weltweit bekannt. Die festlichen Buden reihen sich eng aneinander. Überall wird Kunsthandwerk präsentiert. Christbaumkugeln, Holzschnitzereien aus dem Erzgebirge, "Zwetschgenmänla" und überall riecht es nach Glühwein, Lebkuchen und gebrannten Mandeln. Der Platz selbst beherbergte einst das jüdische Viertel. Man gab ihm den Juden, weil der Bereich überaus sumpfig war und zunächst trocken gelegt werden musste. Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts und während der in dieser Zeit stattfindenden Judenprogrome wurde die jüdische Bevölkerung von dort vertrieben und der Hauptmarkt gelangte in Besitz der Stadt.

In den Jahren 1370 bis 1396 wurde der Schöne Brunnen errichtet. Er diente hauptsächlich zur Wasserversorgung. Die Figuren, die am Brunnen abgebildet sind, stellen in Allegorien die alte im Mittelalter vorhandene Weltordnung dar, z.B. die unterschiedlichen Religionen, die sieben Kurfürsten sowie die Philosophie und die sieben "Freien Künste" dar, denen zusätzlich noch ein weltlicher Herrscher beigeordnet ist. Obwohl es oftmals behauptet wird, ist der Brunnen nicht die Turmspitze der gegenüberliegenden Frauenkirche, die niemals auf dem Kirchturm aufgesetzt wurde. Im Brunnengitter befinden sich eingelassene Ringe. Der Sage nach wurde der messingene Ring von einem geschickten Handwerksgesellen angefertigt, der seinem Meister seine Fertigkeit unter Beweis stellen wollte. Angeblich geht bei Jungfrauen der Wunsch nach Nachwuchs in Erfüllung, wenn Sie an dem Ring drehen. Es sollte aber schon der richtige Ring sein, denn es gibt zwei Ringe im Brunnengitter. Allerdings handelt es sich dabei nicht mehr um die Originale, da die Ringe schon mehrfach entwendet wurden.

Ansonsten ist von dem einstigen Glanz dieses bis zum 2. Januar 1945 fast unversehrten Platzes nicht mehr viel übrig geblieben. Die gotischen Teile des Rathauses sowie viele andere Gebäude wurden unwiderbringlich in der Bombennacht am 2. Januar 1945 zerstört. Der Platz wird heute vornehmlich von modernen Häusern eingefasst, die sich trotzdem recht gut in das Gesamtbild der Stadt einfügen.

Die Frauenkirche

nbg-frauenkircheDie Frauenkirche wurde eben schon im Zusammenhang mit dem Schönen Brunnen erwähnt. Sie ist im Innenstadtbereich die katholische Hauptkirche. Sie hatte nach dem 2. Weltkrieg, wie die meisten Kirchen erhebliche Schäden zu verzeichnen. Es ist ein glücklicher Umstand, dass sie trotz der erheblichen Zerstörungen überhaupt wieder aufgebaut wurde. Die Kirche ist eine Stiftung Kaiser Karls IV und wurde in den Jahren 1352 bis 1356 von der Prager Dombauhütte errichtet. Als Besonderheit ist ihr kunstvolles Uhrwerk mit dem berühmten "Männleinlaufen" zu erwähnen. Jeden Mittag um 12:00 Uhr erscheinen die sieben Kurfürsten vor Kaiser Karl IV. und huldigen ihn. Sie kommen zur rechten Tür heraus, treten vor den Kaiser, drehen sich zu ihm, wenden sich ab und verschwinden wieder in der linken Tür. Dieses kunstfertige Werk erlitt ebenfalls schwerste Schäden und wurde aufwändig wieder Instand gesetzt. Heute ist es die Attraktion am Hauptmarkt schlechthin. Viele Touristen erwarten das Zwölf-Uhr-Läuten sehnsüchtig um dann mit gezückter Kamera, das kunstvolle Figurenspiel am Gesims festzuhalten. Natürlich ist die Frauenkirche noch wegen einer anderen Besonderheit beliebt. Pünktlich zur Eröffnung des alljährlichen Christkindlesmarktes erscheint auf ihrem Balkon das Christkind in Gold gewandet und mit blonder Lockenpracht und spricht den sogenannten Prolog, der da endet. "... und wer da kommt, ob groß und klein, der soll auf meinem Markt Willkommen sein."

Das Rathaus (Der Wolffsche Bau)

nbg-rathausDer älteste noch erhalten Teil des ehemals ein ganzes Quartier umfassenden Rathauses ist der Wolffsche Bau. Es ist der Renaissanceteil des Rathauses. Dieser Gebäudeteil wurde unter Leitung des Baumeisters Jacob Wolff dem Jüngeren in den Jahren 1616/17 gebaut. Über dem Hauptportal prangt das Wappen der Stadt Nürnberg. Im Inneren des älteren Rathaustraktes ist es vor allem der große Rathaussaal geschichtlich sehr interessant. Er wurde ehemals nicht nur für Ratsversammlungen sondern auch für herausragende Feste der Patrizier benutzt. Der Entwurf zum Rathaussaal stammte vom Stadtbaumeister Philipp Groß, nach einer Restaurierung in den Jahren 1520/21 wurde die Bemalung des großen Tonnengewölbes von Albrecht Dürer ausgeführt. Es stellte das Patriziat und Ständeverhältnis Nürnbergs dar. Ein kunstvolles schmiedeeisernes Gitter zierte den Eingangsbereich. Der große Saal brannte in der Bombennacht 1945 vollständig aus. Große Teile auch dieses Rathaustraktes waren zerstört, wurden aber weitestgehend wieder aufgebaut. In den Kellergewölben des Rathauses befinden sich die so genannten "Lochgefängnisse". Hierbei handelt es sich um den ältesten erhaltenen Teil des Rathauses. Die Lochgefängnisse waren Untersuchungsgefängnisse und in ihnen befanden sich die Todeszellen für die Delinquenten, die die Todesstrafe zu erwarten hatten. Der Ort vermittelt einen schaurigen Eindruck von damaligen Verhör- und Foltermethoden und der Inhaftierung der Verurteilten. Immerhin wurde dieses Gefängnis erst mit dem Übergang Nürnbergs an Bayern geschlossen. Wer sich mit dem mittelalterlichen Nürnberg auseinandersetzt, sollte einen Besuch vor Ort nicht verpassen.

Die Sebalduskirche

nbg-sebalduskircheVom Rathaus kann man schon auf die Burg sehen, doch bevor wir uns in ihre Richtung bewegen, gehen wir vorher noch auf die gegenüberliegende Straßenseite und nähern uns zunächst dem Chor der Sebalduskirche. Deshalb gehen wir an der Kirche auch rechterhand vorbei, so dass wir direkt auf den Sebalder Pfarrhof zugehen, einem Gebäude mit einem prachtvoll gestalteten Erker. Man spricht hier von dem Chörlein am Sebalder Pfarrhof. Die Sebalduskirche wurde nach dem Heiligen Sebald benannt, einem frommen Mann der in und um Nürnberg Wunder bewirkte. Die Türme dieser gotischen Kirche überragen die Sebalder Altstadt weithin sichtbar. Bei der Sebalduskirche handelt es sich wie bei der Lorenzkirche auch um einen kathedralartigen, gotischen Kirchenbau. Sie wurde ab 1240 noch in romanischer Bauform begonnen, der gotische Hallenchor entstand dann ab dem Jahr 1372. Die Portale der Kirche sind mit zahlreichen biblischen Darstellungen verziert, so auch das Hochzeitsportal. An ihm findet sich der Fürst der Welt, der sowohl das Leben als auch die Vergänglichkeit der Menscheit verdeutlichen soll. Der Haupteingang wird von einem großen Kruzifix geschmückt. sebaldusgrabIm Inneren der Kirche findet sich der Reliquienschrein mit den Gebeinen des Hl. Sebald. Ihm zu Ehren fertigte im Auftrag der Stadt der Erzgießer Peter Vischer zusammen mit seinen Söhnen ein sehr kunstvolles Grabmal, welches den Übergang vom gotischen Mittelalter zur Rennaisance verdeutlicht. Die hoch aufschießenden Pfeiler werden von Schnecken in ihren Schneckenhäusern getragen. Der Baldachin hingegen nimmt nach oben runde Formen an und durchbricht die bis dahin benutzten gotischen Stilelemente. Der Schrein mit den Gebeinen wird von dem gesamten Kunstwerk erfasst und steht etwas erhöht. Seine silberenen und goldene Gestaltung hebt sich aus der dunklen Architektur des Grabmals heraus. Der Künster selbst hat sich in einer Nische des Grabmals selbst verewigt. Das Werk von Peter Vischer entstand in den Jahren 1488 bis 1518. Darüber hinaus finden sich in der Sebalduskirche Altarstiftungen, Epitaphien und viele Heiligendarstellungen. Besonders erwähnenswert sind auch die nach der Kriegszerstörung wieder aufgebauten Glasfenster, die Szenen aus der Bibel darstellen. Die Sebalduskirche war ebenso wie die Lorenzkirche besonders schwer durch Kriegseinwirkung beschädigt. Das hohe Kreuzgewölbe war in sich zusammengebrochen, die Türme teilweise zerstört. Dem Aufbauwillen der Nürnberger Bevölkerung ist es zu verdanken, dass die beiden Hauptkirchen wieder errichtet wurden und somit der Nachwelt erhalten geblieben sind.

Das Fembohaus

fembohausWir nähern uns nun langsam der Burg, die gerade aus vor uns thront. Vorher machen wir aber nochmals einen kurzen Halt und widmen uns dem Fembohaus. Es ist der letzte, vollständig erhaltene Renaissancebau der Stadt Nürnberg. Erbaut wurde es von Jacob Wolff d. Ä. in den Jahren 1591 bis 1596. Fast alle anderen Bauwerke dieser Zeit, egal ob auf der älteren als auch der neueren Stadtseite wurden nahezu vollständig zerstört. Unter ihnen solch berühmte Bauwerke wie das Pellerhaus, das Toplerhaus und andere. Das Haus wurde nach seinem Besitzer, einem Buchdrucker benannt, der das Haus im Jahre 1804 erwarb. Im Fembohaus befindet sich heute das Stadtmuseum Nürnbergs. Es vermittelt nicht nur einen Eindruck vom spätmittelalterlichen Leben, sondern zeigt Nürnbergs gesamte Geschichte mit allen Höhen und Tiefen. Besonders beeindruckend ist das Holzmodell im obersten Stockwerk. Es stammt aus dem Jahr 1939 und wurde nach fast fünfjähriger Bauzeit fertig gestellt. Es vermittelt dem Besucher sehr eindrucksvoll die Pracht des alten Nürnbergs innerhalb der Stadtbefestigung vor der Zerstörung im Jahre 1945. Das Fembohaus stellt aber auch dar, was dazu führte, dass Nürnberg in Schutt und Asche fiel. Stichworte sind hier nur die "Reichsparteitage", die "Nürnberger Gesetze" von 1935, die Zerstörung der Synagoge oder Julius Streicher und sein unerträgliches Hetzblatt "Der Stürmer". Trotz aller Bestürzung über den Verlust an Kulturgut in Nürnberg, wird man doch erkennen müssen, wer der Urheber für diese Katastrophe war. Es war das deutsche Volk selbst und Nürnberg konnte hier keine Ausnahme bilden.

Die Egidienkirche

egidienkircheVom Fembohaus machen wir einen kurzen Abstecher von der Theresienstraße zur Tetzelgasse. Wir gehen diese ein Stück nach oben und halten uns dann rechts. Dort gehen wir dann direkt auf die Egidienkirche zu. Eine erste Nennung stammt um 1150. In den Anfängen stand an dieser Stelle ein Kloster, das auch das Schottenkloster genannt wurde. Es lässt auf den Ursprung der Missionierung in Nürnberg schließen, und woher dies Missionare kamen. Nach einem Brand wurde die Kirche unter Leitung von Johann Trost in den Jahren 1711 bis 1718 neu errichtet. Sie hatte einst eine sehr schöne barocke Innenausstattung und war mit sehr viel Stuck ausgeschmückt. Nach dem Krieg wurde die Kirche nur noch in vereinfachter Form wieder hergestellt. Dennoch ist sie ein sehr schönes Beispiel für den Übergang von strengen Klassizismus zum Barock in Deutschland.

Neben der Kirche befand sich einst das berühmte Pellerhaus, das im Auftrag des Kaufmanns Bartholomäus Viatis für seinen Schwiegersohn Martin Peller, nach den Plänen von Jacob Wolff d. Ä. in den Jahren 1605 bis 1697 errichtet wurde. Heute steht von dem einstmals so prächtigen Bauwerk nur noch das Untergeschoss. Der Überbau wurde in den 60er Jahren ganz modern gehalten und beherbergt das städtische Archiv. Das Untergeschoss lässt jedoch die Pracht dieses Bauwerks erahnen. Allerdings entsteht seit ein paar Jahren prachtvolle Innenhof wieder neu. Spendengelder fließen in den Aufbau. Hierzu werden ähnlich wie bei der Frauenkirche in Dresden Optionen auf den Kauf von Steinen verausgabt. Jeder der will kann also durch den Kauf solcher Optionsscheine am Aufbau des Innenhofes des weit über die Grenzen Deutschlands bekannten Bauwerks mithelfen, dass dieses wieder zum Leben erweckt wird.

Die Kaiserburg

nbg-kaiserburg Jetzt erklimmen wir den steilen Anstieg zur Burg über die Tetzelgasse und halten uns dann links. So nähern wir uns zunächst der Kaiserstallung und dem Fünfeckturm. Ein imposanter Bau, in dem heute die Jugendherberge der Stadt Nürnberg untergebracht ist. Nun begeben wir uns in Richtung des großen Eingangsportals zur Burgfreiung. Am Ölberg angelangt gehen wir durch dieses große Tor und betreten die Burgfreiung im Innenbereich.

Die Kaiserburg wurde ab der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts errichtet und besteht aus drei Teilen. Zunächst aus der Kaiserburg mit Kirche, Kemenathe, Pallas und Verwaltungs- und Gesindegebäuden sowie dem Heidenturm mit der romanischen Doppelkappelle. Dann mit der Burggrafenburg, dem Sinwellturm mit der Burgfreiung und schließlich aus dem reichststädtischen Teil der Burg zu dem auch die Kaiserstallung und der Fünfeckturm sowie der "Luginsland" und weitere Befestigungsanlagen gehören. Angeblich soll letztgenannte Turm gebaut worden sein, um dem Burggrafen ins Gemach schauen zu können und ihm so seinen Einflussbereich zu verleiden.

Die Burg diente dem Kaiser, der keinen festen Wohnsitz hatte als einer von vielen Regierungssitzen innerhalb des mittelalterlichen Reiches. Nürnberg besaß dabei eine ganz besondere Stellung und genoss herausragende Priviliegien. So wurde durch Kaiser verfügt, dass jeder neu erwählte Kaiser seinen ersten Reichstag in Nürnberg abzuhalten habe. Auch die "Heiltumsweisung" und die "Reichsreliquien" (Zepter, Reichsapfel, Krone und Schwert) waren Nürnberg auf "ewiglich" anvertraut. Das währte jedoch nur bis die Habsburger veranlassten, dass diese Heiltümer nach Wien verbracht werden sollten. In der Wiener Hofburg befinden sie sich heute noch, obwohl sie doch nach Ansicht der mittelalterlichen Herscher in der ehemaligen Reichsstadt sein sollten. Im 15. Jahrhundert wurde die Burg mit Kasematten und nach nb-panoramaneuester Festungskunst mit einem Befestigungsring umgeben, der eine Eroberung nahezu unmöglich machte. Die Einnahme der Burg durch Feinde ist auch aus diesem Grunde nie gelungen. Zur Wasserversorgung diente ein "Tiefer Brunnen". Im ehemaligen Brunnenhaus kann der Besucher einer Führung lauschen und erfahren wie tief der Brunnen wirklich ist. Der Burgberg selbst ist durchzogen mit geheimen Pfaden sowie tiefen Felsengängen und -gewölben. Im Pallas befindet sich heute das Burgmuseum. Hier erfährt der Wissenshungrige alles über den Bau der Burg, die Verteidigungseinrichtungen sowie zu Rüstungen und Waffen des Mittelalters. Nürnberg galt von Alters her als Stadt, mit ausgeprägter Waffentechnik und Kunstfertigkeit im Bereich der Waffen- und Rüstungsschmiede. Viele Exponate eröffenen dem Besucher einen Eindruck von dieser Geschicklichkeit und der Waffentechnik des Mittelalters. Bevor wir die Burg verlassen, werfen wir noch einen Blick über Nürnberg von der Burgfreiung oder noch etwas höher vom Sinwellturm. Hier lässt sich Nürnberg sehr schön in einem Panoramablick erfassen. Unter einem erstreckt sich die ältesten Teile Nürnbergs. Dorthin wollen wir uns jetzt begeben, denn es gibt noch einige Dinge, denen wir uns auf unserem Rundgang widmen sollten.

Das Dürerhaus

nbg-duerer-hausWir verlassen nun die Burg gehen durch das große Tor wieder zum Ölberg zurück und halten uns nun scharf rechts. Wir folgen einem Gäßchen und gehen über Treppen zum "Tiergärtner Tor". Dieses Tor stammt noch aus der Zeit der zweiten Stadtbefestigung Nürnbergs. Am Tiergärtner Tor angekommen, fallen uns mehrere gut erhaltene Bauwerke ins Auge. Neben dem "Pilatushaus" und weiteren mittelalterlichen Wohnhäusern befindet sich unterhalb des Tores das Wohnhaus des wohl berühmtesten Nürnbergers, das Dürerhaus. Das Haus wurde von dem Künstler im Jahre 1508 erworben, nachdem er aus Italien zurück gekehrt war. Hier arbeitete und wohnte er bis zu seinem Tode im Jahr 1528. In seinem Inneren wird der Besucher nicht nur mit dem Leben und dem Werk des Künstlers vertraut gemacht. Er erfährt auch einiges über die Lebensweise zu dieser Zeit. Mit etwas Glück kann man sogar eine Führung mit "Agnes Dürer", seiner Frau erhalten. Sie erläutert dem Besucher in mittelalterlicher Manier das Leben und Wirken ihres berühmten Mannes. Das Dürerhaus war am Ende des Krieges eines der besonders schwer zerstörten Gebäude. Es konnte jedoch gerettet werden und steht heute schöner dar denn je. Es lohnt sich hier im so genannten Burgviertel ein wenig zu verweilen. Ein Besuch in den vielen Gastronomiebetrieben lohnt sich immer, z.B. im Altstadthof, im Schmelztiegel oder in einer der vielen Restaurants. Natürlich empfiehlt es sich dabei die Nürnberger Rostbratwürste mit Kraut zu probieren. Stilecht bekommt man diese auf Zinntellern serviert. Dazu eine Halbe Bier um sich für den weiteren Weg zu stärken.


Der Weinstadel am Henkersteg

Nachdem wir uns ein wenig ausgeruht haben, führt uns der Weg wieder an die Pegnitz. Wir halten uns jetzt rechts und gehen durch die Weißgerbergasse in Richtung Pegnitz. Dort angelangt überqueren wir zunächst den "Kettensteg". Dabei handelt es sich um die erste frei schwebende Brückenkonstruktion der Welt. Die Stützen unterhalb der Brücke wurden allerdings angebracht, weil sich "böse Buben" beständig einen Spaß daraus gemacht haben, die Brücke aufzuschaukeln. Der Kettensteg wurde im Jahr 1824 von Konrad Georg Kuppler errichtet. Wer heute große freischwebende Brückenbauwerke betrachtet, sollte also immer bedenken, wo sie ihren Ursprung her haben, nämlich aus Nürnberg.

nbg-weinstadelFolgt man nun der Pegnitz wieder stadteinwärts öffnet sich bald der Blick auf den Weinstadel und den Henkersteg. Der Weinstadel diente in alten Zeiten als Sondersiechenhaus. Er wurde zwischen den Jahren 1446 und 1448 gebaut. Erst seit dem Jahr 1528 diente er als Weinlager der Stadt. Heute ist in ihm ein Studentenwohnheim untergebracht. Der Henkersteg hat seinen Namen dem Umstand zu verdanken, dass über ihn die zum Tode Verurteilten aus der Stadt zur Richtstätte geführt wurden. Darüber hinaus befand sich dort auch die Wohnung des Scharfrichters. Der Henkersteg sowie der Weinstadel mit dem Henkerturm sind ebenfalls ein besonders beliebtes Motiv für Fotografen aller Art. Gleich zu welcher Jahres- oder Tageszeit, das Motiv ist immer einen Schnappschuss wert. Gehen wir nun über den Henkersteg und halten uns immer in Richtung Innenstadt besuchen wir noch den Trödelmarkt, der seinen Namen daher hat, dass noch vor dem Zweiten Weltkrieg hier vornehmlich gebrauchtes angeboten wurde. Hier hatten auch die Scherenschleifer ihren Sitz. An der Pegnitz befanden sich viele Wasserräder, die auch die Kraft erzeugten, die Schleifsteine der Schleifer und Messerer zu bewegen. Leider wurde auch dieser Bereich so stark zertört, dass kaum Gebäude aus dieser Zeit erhalten geblieben sind.

Das Tucherschlösschen

nbg-tucherschlossBald haben wir wieder die Museumsbrücke erreicht, die uns zurück zum Bahnhof führt. Nicht unerwähnt lassen möchte ich aber eine Sehenswürdigkeit, die im nordöstlichen Bereich des äußeren Stadtrings liegt. Es handelt sich um das Tucherschloss in der Hirschellgasse. Das Tucher'sche Anwesen wurde in den Jahren 1533 bis 1544 nach den Plänen von Paulus Beheim unter Mitwirkung von Peter Flötner (Hirsvogelsaal) errichtet. Man kann sich aber nicht nur dieses schöne Renaissance-Schlösschen einer der bedeutendsten Nürnberger Patrizierfamilien anschauen, sondern mit ein wenig Glück ergattert der Besucher auch eine Karte für die "Ehrenwerte Gesellschaft". Schauspieler lassen in mittelalterlichen Gewändern das Leben dieser Zeit neu erwachen. Die Hausherrin Elisabeth Tucher sowie andere Damen der "Ehrenwerten Gesellschaft" geben allerlei Wissenswertes und Tratsch ihrer Zeit zum Besten und unterhalten den Besucher auf die köstlichste Art und Weise.


Das Reichsparteitagsgelände

nbg-kongresshalleHier möchte ich mich nun von unserem Rundgang verabschieden und hoffe, dass ich einen kleinen Eindruck von Nürnbergs Schönheit und seinen Schätzen vermitteln konnte. Halt! Eines hätte ich jetzt fast vergessen. Nämlich einen Besuch zur dunklen Geschichte Nürnbergs. Mit der S-Bahn Richtung Altdorf gelangt man nach drei Stationen zum Dutzendteich. Dort angelangt ist ein Besuch des Dokumentationszentrums und des Reichsparteitagsgeländes Pflicht. Hier sieht man sehr schön die Auswirkungen gigantomanischen Größenwahns. Aufmarschgelände, eine halbfertige Kongresshalle und eine lange Aufmarschstraße zeigen, was die Nationalsozialisten mit des "Reiches Schatzkästlein" wirklich vor hatten. Nürnberg sollte ein Musterbeispiel für Aufmärsche werden. Modern und nationalsozialistisch kühl. Das mittelalterliche Nürnberg sollte nur noch als Kulisse für ein überdimensioniertes Freilandmuseum dienen. Gottseidank sind diese Pläne nach 12 Jahren "1000jährigen Reich" gestorben. Leider mit ihm auch das alte Nürnberg. Bei aller Trauer über den Verlust von unzähligen Kulturgütern und -bauten, darf der geneigte Besucher nicht vergessen, dass der Krieg mit aller Zerstörung und Vernichtung von deutschem Boden ausgegangen ist.