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Kleine Chronik der Stadt Nürnberg

Nürnberg ist geprägt von einem unvergleichlichen Flair. Das Mittelalter lebt an vielen Stellen der Stadt und wird durch seine Bauwerke an vielen Stellen wieder zum Leben erweckt. Es gibt viele einzelne Daten, die Nürnbergs Bedeutung herausstellen können. Ich beschränke mich hier auf wenige, aber markante Angaben, so dass hier lediglich ein historischer Überblick im Schnelldurchlauf präsentiert wird. Trotzdem hoffe ich, dem Leser einen kleinen Eindruck von der Vielfältigkeit Nürnberger Geschichte über den Lauf der Jahrhunderte zu vermitteln.

Jahreszahl: Ereignis:
1050 In diesem Jahre wird Nürnberg erstmals urkundlich erwähnt. Kaiser Heinrich II. verbrieft darin dem Königsbeamten Richolf die Freiheit für seine "unfreie" Bedienstete Sigena, also eine Magd. Sie wird damit in die Freiheit entlassen und ist keine Leibeigene des königlichen Beamten mehr. Vermutlich ließ sich Richolf dies in der Urkunde verbriefen, damit er die oben genannte Sigena heiraten konnte. Jedenfalls bezeichnet die Urkunde, dass dieser Akt der Freilassung in Nürnberg erfolgt ist.
1062 Kaiser Heinrich IV. verleiht seinem Ort Nürnberg das Marktrecht. Mit diesem wichtigen Recht wird Nürnbergs wirtschaftlicher Autstieg und zugleich auch der Schutz des Handels verbrieft.
1072 In verschiedenen Urkunden wird vom Wirken des Hl. Sebald berichtet. Dieser bewirkt wundersame Taten im Namen des christlichen Glaubens und wird damit zum Stadtheiligen. In der später erbauten Sebalduskirche befinden sich in einem Schrein seine Gebeine.
1219 Der Freiheitsbrief durch den Staufer Kaiser Friedrich II. verkündet Nürnbergs Reichsfreiheit. Hierdurch erlangt Nürnberg umfassende Freiheiten von Zoll- und Steuerbestimmungen und erhält zudem das Recht seine eigene Gerichtsbarkeit auszuüben. Kein anderer Herrscher darf sich über die vom Kaiser für Nürnberg verkündete Freiheit stellen und es somit unter seine Herrschaft zwingen. Dieser Freiheitsbrief ist die Grundlage für Nürnbergs wirtschaftlichen Aufstieg.
1348 Da Zünfte (Gilden) in Nürnberg durch den Rat verboten worden sind, begehen die Nürnberger Handwerker in diesem Jahr einen Aufstand und wollen mehr Mitbestimmungsrechte für sich einklagen. Das alte Patriziat wird umstürzlerisch vertrieben, aber unterstützt durch Kaiser Karl IV. wird die alte Ordnung in Nürnberg wieder hergestellt.
Als Zugeständnis an die Handwerker dürfen seit dieser Zeit auch Handwerker in den Rat der Stadt gewählt werden. Die Zünfte bleiben aber weiterhin verboten.
1349 Durch ein Progrom werden die Juden aus der Stadt vertrieben. Ihr Ghetto wird niedergerissen und auf dem Areal der heutige Hauptmarkt und die Frauenkirche errichtet.
1356 Auf einem Reichstag zu Nürnberg wird die "Goldene Bulle" verfasst durch Kaiser Karl IV. verfasst. Sie stellt das organisatorische und rechtliche Fundament für das Heilige Römische Reich Deutscher Nation bis zum Ausgang des Mittelalters dar.
1361 In Nürnberg wird der Sohn Kaiser Karls IV., König Wenzel geboren. Seine Herrschaftszeit ist glücklos und er wird durch einen Gegenkönig abgesetzt.
1390 Ulman Stromer baut die erste europäische Papierfabrik bei Nürnberg an der Pegnitz. In seinem "Püchel von unserem Geschlecht" wird die Geschichte des Patriziergeschlechts der Stromer lebendig und gibt einen guten Einblick in das Mittelalter.
1424 Kaiser Sigismund bestimmt, dass die Reichskleinodien, die Insignien des Hl. Röm. Reiches Deutscher Nation auf "eweclich" in der Stadt Nürnberg aufbewahrt werden sollen. Sie werden in der Kreuzkirche des Hl. Geist Spitals aufbewahrt und einmal jährlich in der so genannten "Heiltumsweisung" den Bürgern gezeigt. Die Reichskleinodien, verbleiben bis zum Jahr 1796 in Nürnberg, sind aber ständiger Zankapfel der Herrscher, da Nürnberg protestantisch ist. Insbesondere die Habsburger Herrscher beanspruchen die Reichskleinodien für ihren Stammsitz in Wien. Dorthin werden sie schließlich auch überführt. Sie befinden sich heute in der Wiener Hofburg.
1469 Der Bürgermeister Nikolaus Muffel wird wegen Hinterziehung aus der Stadtkasse zum Tode verurteilt und durch den Strang gerichtet. Es zeigt, dass die Nürnberger alle Bürger gleich bei Verfehlungen behandelten und keine Standesunterschiede machten.
1492 Im Jahr der Entdeckung der Neuen Welt durch Christoph Kolumbus baut der Seefahrer Martin Behaim in Nürnberg eine Globus und er stellt damit die kirchliche Lehre, dass die Erde eine Scheibe sei in Frage. Ein Jahr später wird die von Hartman Schedel edierte Ausgabe seiner Weltchronik veröffentlicht. Sie ist der Weltatlas der damals bekannten Länder Europas.
1504/1505 Nach dem Landhuter Erbfolgekrieg kann Nürnberg sein Herrschaftsgebiet erheblich ausweiten. Es hat nun seine größte geografische Ausdehnung erreicht. Sein Herrschaftsgebiet reicht nun von Fürth bis Pommelsbrunn und von Kornburg bis Betzenstein.
1510 Der Uhrmachermeister und Feinmechaniker Peter Henlein erfindet die erste Taschenuhr, das so genannte "Nürnberger Ei".
1525 Die Reichsstadt Nürnberg schließt sich der Reformation an und wird lutherisch. Dabei muss sie beständig zwischen den meist katholischen Kaisern und ihrer eigenen protestantischen Gesinnung einen großen Spagat machen. Das wird ihr Verhängnis im 30jährigen Krieg.
1528 Albrecht Dürer, der Maler und berühmteste Sohn der Stadt Nürnberg stirbt. Zahllose Kunstwerke hat er der Nachwelt hinterlassen, am bekanntesten sind sein "Betenden Hände" und der "Dürer-Hase".
1552 Die Reichsstadt Nürnberg hat eine ernsthafte kriegerische Auseinandersetzung mit dem Markgrafen Albrecht Alcibiades. Er belagert die Reichsstadt und richtet im reichsstädtischen Gebiet große Verwüstungen an.
1632 Nürnberg wird in die Wirren des 30jährigen Krieges gezogen. Es findet eine Schlacht an der alten Veste Stadt. Die Bürger Nürnbergs leiden große Not. Sowohl kaiserliche als auch protestantische Truppen halten sich an Nürnberg schadlos. Am Ende des Krieges ist die einstmals blühende Reichsstadt vollkommen verarmt.
1649 In Nürnberg findet mit dem "Friedensfest" eine große Veranstaltung zum Friedensschluss des 30jährigen Krieges statt.
1650-1806 Nach dem großen Krieg verliert Nürnberg immer mehr an Bedeutung. Die Reichsstadt verarmt und wird im Jahr 1794 durch preußische Truppen besetzt und somit preußisch. Später spielt Napoleon im Zusammenspiel mit dem aufstrebenden Wittelsbacher Herrschergeschlecht, also den Bayern eine große Rolle für Nürnberg. Im Jahr 1806 verliert Nürnberg schließlich seine reichsstädtische Selbstständigkeit und wird nun bayerisch.
1835 Die erste deutsche Eisenbahn wird am 7. Dezember 1835 in Nürnberg eröffnet. Sie führt über die Orte Muggenhof und Doos nach Fürth. Mit der Einführung der Eisenbahn gewinnt Nürnberg neue historische Bedeutung.
1852 Das Germanische Nationalmuseum eröffnet als ein Symbol deutscher Einheit seine Pforten. Gegründet wird es von Freiherr Hans von und zu Aufseß, der in Nürnberg auch als Archivar tätig ist
1929 - 1938 Nürnbergs dunkle Geschichte liegt in dieser Zeit. Die Nationalsozialisten missbrauchen die einstige Stadt der Reichstage und münzen sie um, zur Stadt der "Reichsparteitage". Während dieser Zeiten im Sommer finden Aufmärsche, militärische Schauen und Spektakel statt und Nürnberg präsentiert sich von einer nie gekannten, militärischen Seite. Es sind die Vorboten des nahenden Unheils.
1935 Die "Nürnberger Gesetze" werden erlassen. Der Name Nürnbergs ist auf immer und ewig mit dieser "Schande deutscher Geschichte" belegt. Sie sind die Grundlage für die Judenvernichtung im Dritten Reich.
1945 Am 2. Januar 1945 wird das altehrwürdige Nürnberg durch einen britischen Großeinsatz von Bombern nahezu dem Erdboden gleich gemacht. Die Stadt verliert rund 80 % seiner alten Bausubstanz. Fast 900 Jahre Kulturgeschichte werden bei diesem Bombenangriff ausgelöscht. Das alte Nürnberg hat aufgehört zu existieren. Nürnberg erleidet das Schicksal wie ganz Deutschland und bekommt nun das zurück, was es in 12 Jahren nationalsozialistischer Gewaltherrschaft selbst gesät hat.
1946 In einem spektakulären Kriegsverbrecherprozess werden die Hauptschuldigen für die Verbrechen während der Nazi-Zeit zu Todesstrafen und hohen Zuchthausstrafen verurteilt und hingerichtet. Im Nürnberger Justizpalast an der Fürther Straße, im Schwurgerichtssaal 600 finden die Prozesse statt, weil sich dort ein fast unzerstörter Gefängniskomplex mit besonders guten Bedingungen befindet.
seit 1946 Nürnberg muss in einem langen und steinigen Weg die Wunden, die der Krieg geschlagen hat heilen. Der Schutt muss beseitigt werden, neue Wohnungen und Häuser müssen errichtet werden. Was an Kulturgütern noch zu retten ist, soll wieder erstehen. Burg und die beiden Stadtkirchen müssen neu aufgebaut werden. Viele Schäden sind nie mehr zu beheben. Langsam steigt das Wirtschaftsleben Nürnbergs wieder an und die Stadt entwickelt sich zu Nordbayerns wichtigsten Wirtschaftsmetropole.
1995 In Nürnberg wird zum ersten Mal der "Nürnberger Menschrenrechtspreis" verliehen. Mit ihm werden Menschen gewürdigt, die sich auf besondere Weise um die Einhaltung der Menschenrechte verdient gemacht haben.