Stefan Arold - Interessantes für Interessierte

Frau Sommer und die "Jacobs"-Krönung

Die Bundesrepublik im "KDW" (im Kaufrausch des Westens). Jetzt wird's mit der Werbung so richtig schön grell, und zwar genauso wie die Einrichtung, die Bekleidung und der Lebensstil an sich. Auch wenn die Werbeagenturen nach wie vor auf altbackene Klischees setzen, wie z.B. die Frau im Haushalt, der Mann wird es schon richten und die Kinder wollen sowieso nur was "Süßes". Aber aufgepasst, die Gesundheit ist mittlerweile ganz schnell dahin. Im reichhaltigen Angebot der Werbestrategen wird sich jedoch schon das Richtige finden. Reinigungsartikel wurden um die Wette beworben. 

Vor allem Johanna König, besser bekannt als Clementine, mit weißer Latzhose und weißer Mütze, zeigte Mutti, womit sie besonders gut waschen konnte, natürlich mit dem guten Ariel. Die gute Clementine beglückte uns schon seit 1968 beständig. Etwas seriöser erschien da schon der adrette Persil-Mann, der versuchte die Reinheit seines Waschmittels vor allem "wissenschaftlich" darzustellen. Darüber hinaus wusch natürlich nichts weißer als der "Weiße Riese" und als Beweis für seine Ergiebigkeit zeigte man eine nicht endend wollende Wäscheleine. Weiterhin sei noch das Sanso-Schaf zu erwähnen und diverse Weichspüler wie z.B. Lenor. Als Haushaltsreiniger gab es Viss, Dor und natürlich den General, in den sich die biedere Hausfrau verwandelte, nachdem sie die Verschlusskappe geöffnet hatte und anschließend ihr Haus in Null-Komma-Nichts auf Vordermann brachte. 

Alkohol und Zigaretten konnten in den 70er Jahren noch ungehindert im Fernsehen beworben werden, obgleich sich schon langsam aus der Ecke Gesundheitsapostel starker Widerstand regte. Nicht nur Bier, sondern auch hochprozentiges wurde noch in den kleinen Spots ausgiebig beworben und der "Marlboro-Mann" zog einsam über das Land, um sich nach getaner Arbeit eine Zigarette anzuzünden. 

In diesem Jahrzehnt wurden auch individuelle Pflegeprodukte beworben, Seife, Haarwasser, Shampoos, Haarsprays (damals noch extrem ozonschichtschädigend), für den Mann das Rasierwasser oder auch das Deodorant, das angeblich nie versagte. Der Gesundheitsaspekt begann sich langsam aber sicher in das Blickfeld der Massen zu rücken. 

Ach ja, und für die lieben Kleinen gab es die "Leckerlis", Hanuta, Duplo, Kinderschokolade, Sugus und MOAM-Kaubonbons, Tic-Tac, Kellogs-Cornflakes und noch so einiges mehr. Alles aufzuzählen würde hier natürlich den Rahmen sprengen. Für mich als Kind waren in dieser Zeit sowieso die Mainzelmännchen wichtiger. Ich konnte nie verstehen, dass deren Filmchen immer von diesen blöden Werbefuzzies unterbrochen wurden. So einiges aus dieser Zeit ist aber auch mir in Erinnerung geblieben.

Hier nun eine kleine Auswahl, der markantesten Werbesprüche die zwischen den Mainzelmännchen und dem Heute Journal in der Flimmerkiste liefen und sich dem ein oder anderen unweigerlich wie ein Foto ins Gehirn eingebrannt haben.

werbung der 70er"Es gibt ein neues Lutschbonbon: Sugus von Suchard! Brave Kinder kennen's schon - es schmeckt wunderbar. Suuugus, Suuugus, Sugus von Suchard" (Hat mir beständig die Plomben aus den Zähnen gezogen, da freute sich der Zahnarzt - siehe weiter unten).

Blende - jetzt mal wieder was zum Saubermachen...

"Der General, denn nur was richtig sauber ist, kann auch richtig glänzen.", oder "Meister Proper - putzt so sauber, dass man sich drin spiegeln kann", oder auch "Ariel, wäscht nicht nur sauber, sondern rein" Natürlich Pril nicht vergessen "...das sind die fröhlichen Blumen von Pril mit dem Glanz-Vers-Spiel" (Mami hat sich immer gefreut, wenn man die irgendwo draufgepappt hat, die hat sie nämlich nie mehr wegbekommen. Die selbstklebende Fläche, die dafür benutzt wurde, stellte PATEX und UHU bei weitem in den Schatten).

Noch einer (Aua, Aua...)

"Mami, Mami er hat überhaupt nicht gebohrt". (Alles Lüge, bei mir hat er immer gebohrt, egal wie viel ich geschrubbt habe). Sehr schön auch der Collgate-Test. "Bekämpft nicht nur Zahnbelag, sondern auch schädliche Bakterien". (Mit einer Tablette wurden die schädlichen Bakterien sichtbar gemacht. Ein Kind grinste mit ekelhaft rotem Zahnfleisch zur besten Vorabendzeit in die Kamera - da schmeckte das Wurstbrot am Abend nicht mehr.)

Mal wieder was zur Pflege...

"Shamtoo Shampo bringt Spannkraft in Ihr Haar" oder auch "*Sing, sing* Schönes Haar ist dier gegeben, lass es leben mit Ga-a-ard", natürlich nicht zu vergessen "Drei-Wetter-Taft - Rom - die Frisur sitzt usw." (Kein wunder, das Zeug machte aus den besten Haaren auch Beton).

Hier was für die Riege der Säufer...

"*Pfeif, Pfeif...* Komm doch mit auf den Underberg, der schmeckt zwar ganz schön bitter, doch dafür hilft er dir schnell über'n Berg... *Pfeif, Pfeif*". (Na klar, wer genüg von diesem Magenbitter konsumiert hatte, ging nicht nur über'n Berg, sondern über'n Jordan).

"Wem soviel gutes widerfährt, dass ist schon einen Asbach-Uralt wert. Im Asbach-Uralt ist der Geist des Weines *Rülps*" (Ja, das war schon wirklich zum Weinen).

Und jetzt alle zusammen mitsingen...

"Die Sinalco schmeckt, die Sinalco schmeckt, die Sinalco, die erfrischt und schmeckt". (2x mal bitte wiederholen, damit auch jeder "Dösbaddel" es sich merkt!)

Nun noch ein bisschen was für die Gesundheitsapostel...

"Olaf hat Husten, das darf er nicht. - Nehmt den Husten nicht zu schwer, jetzt kommt der Hustinetten-Bär" (Unverwüstlich, denn das Bonbon gibt es heute noch). Außerdem wurden auch noch die Milchprodukte beworben, z.B. mit "...die Milch machts - Milch hilft gegen Maroditis" (Ich frage mich heute noch, was Maroditis ist).

Jetzt einen für alle Kaffeeliebhaber...

"Jacobs-Kaffee - der mit dem Verwöhnaroma" (nachdem die gute Frau Sommer eine Persönlichkeitsspaltung vorgenommen hatte und ihr der Tipp mit dem Kaffee gegeben wurde, war die Kaffeerunde gerettet und alle waren glücklich).

"Bäärenmarke, Bääärenmarke zum Kaffee, denn keiner ist so ergiebig wie die Bärenmarke" (Übrigens wurde die Werbefigur der Bärenmarke zur beliebtesten und bekanntesten Marke in Deutschland gewählt).

So bewirbt man übrigens Werkzeug sehr effektvoll....

"Black&Decker-Black&Decker-Black&Decker-Black&Decker-Black&Decker-Black&Decker-Black&Decker-…" (Unvergesslich und überaus einprägsam - ich glaub es ging da um Bohrmaschinen).

Und zum Abschluss noch einen zum Runterspülen....

"Wenn der Abfluss mal verstopft ist, ja was ist denn schon dabei, da nimmt man Abfluss-frei, das macht den Abfluss frei" (Damit der ganze Sch*** auch schön den Orkus runter geht, toll oder?).

Sicher gibt es noch Dutzende andere gute Spots, mehr davon kann man sich noch bei den Achtziger Jahren reinziehen.

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