Stefan Arold - Interessantes für Interessierte

Film, Funk und Fernsehen in den 70ern

Das Fernsehen, auch etwas abwertend "Pantoffelkino" genannt, ist auf dem Vormarsch und sorgte für eine Krise in der Filmbranche.

Dazu kamen Flowerpower und Fun. Das Jahrzehnt der 70er bot alles was das Herz begehrte. Was das Thema "Kino" anging, durchlief die Filmwirtschaft in den 70ern eine ihrer größten Krisen in Deutschland. Das Fernsehen setzte den Kinobetreibern richtig zu. Die Besucherzahlen waren stark rückläufig und der eine oder andere Filmpalast musste seine Tore leider für immer schließen. Die Film-Genres wurden vor allem von amerikanischen Produktionen aus der Traumfabrik "Hollywood" beherrscht. Action-Reißer der siebziger Jahre waren vor allem "Flammendes Inferno" oder auch der "Weiße Hai", darüber hinaus kam die Science-Fiction-Fraktion mit der George Lucas Produktion "Krieg der Sterne" in den Hochgenuss eines hervorragenden Films, der für den Regisseur wohl Ruhm auf Lebenszeit bedeutet. Und so war es auch nicht verwunderlich, dass der Film bei der Oscar-Verleihung alleine sieben der begehrten Trophäen abräumte. Das deutsche Kino tat sich gegenüber der amerikanischen Übermacht überaus schwer. Hier konnte man nur mit guten künstlerischen Genre-Produktionen punkten. Die herausragenden deutschen Regisseure waren Volker Schlöndorff und Rainer Maria Faßbender. Filme wie die "Blechtrommel" oder "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" waren literarisch schwere Themen. Dennoch zeigten die Regisseure, dass auch solche Filme durchaus gut und mit einem internationalen Widerhall produziert werden können. Darüber hinaus gab es natürlich auch die große Menge an Billigproduktionen für die "AKI-Kinos" in den großen Bahnhöfen. Hierzu zählten vor allem die Schmuddelfilmchen ´a la "Drei Lederhosen" oder auch der "Schulmädchenreport". Überhaupt hatte die sexuelle Freizügigkeit der 60er Jahre dazu geführt, dass man auch im Kino wesentlich mehr nackte Haut zu sehen bekam als im Jahrzehnt davor. Die Disco-Welle schlug nun auch im Kino ein. Hier hatte vor allem John Travolta seinen großen Auftritt. "Saturday Night Fever" und "Grease" waren der Inbegriff der Musikfilme dieser Zeit. Alle kleideten sich wie Travolta, wenn sie in die Disco gingen und versuchten natürlich auch den Tanzstil zu imitieren.

Musiksendungen im Radio wurden auf einmal durch den Kasettenrekorder einfach reproduzierbar.
cover der 70er jahreDas Radio war noch immer ein sehr bedeutsames Unterhaltungsmedium. Neben dem Plattenspieler gab es in den gehobenen Haushalten auch Tonbänder, die langsam aber sicher von der Kasette und dem dazugehörigen Aufnahmegerät, dem Kasettenrekorder abgelöst wurden. Von da ab begann auch das Zeitalter uneingeschränkter Reproduktion von Musik, denn nun konnte der Hörer seine Lieblingsstücke aus dem Radio auf Kasette aufnehmen und sich so seine eigene Musiksammlung zusammenstellen. Da zu dieser Zeit noch keine privaten Rundfunkanbieter zugelassen waren, musste man natürlich mit den regionalen Programmen des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks vorliebnehmen. Als große Ausnahme konnte man - allerdings nur in Mono und auf Kurzwelle - den amerikanischen Radiosender AFN hören. In Bayern gab es damals BR 3 für die junge Generation, BR 1 für die älteren und BR 2 für Klassik-Freunde. Ach ja, und übrigens lief im Radio damals auch noch das Genre des "Hörspiels", dem ich mich damals noch mit Begeisterung widmete. Schade eigentlich, dass man so etwas heute nicht mehr hört. Die Beatles waren erst kurze Zeit getrennt. Ihre Titel galten daher keinesfalls als Oldies und liefen noch sehr häufig im Radio. Ansonsten hörte man alle unterschiedlichsten Musikstile und Richtungen. Während die ältere Generation den Schlagern aus der Hitparade frönte, widmeten sich die jungen Hörer Rock- und Pop-Musik der 70er Jahre. In der Bundesrepublik war die Fernseh-Sendung "DISCO" mit Ilja Richter ein absolutes Muss für die Jugend. Dort wurde alles das vorgestellt, was zur Zeit am Musikmarkt angesagt war. In einer Zeit, als es noch kein MTV und VIVA gab, blieben nur wenige Musiksendungen im Fernsehen für die jüngere Generation übrig, unter anderem der Rockpalast und Manfred Sexauers "Musikladen". Beide Sendungen liefen aber relativ spät. Dann war aber auch schon Schluss. Die deutschen TopTen waren hingegen voll mit Schlagern von Peter Alexander, Roland Kaiser, Marianne Rosenberg, Heino etc., nicht zuletzt wegen der wöchentlich erscheinenden Hitparade mit Dieter Thomas Heck und seiner typischen Ansage. Andere flüchteten sich da lieber in die Diskotheken. Dort waren gerade die Bee Gees, John Travolta und vor allem die schwarzen Disco-Größen der 70er Jahre, wie z.B. Donna Summer, Barry White, Earth Wind & Fire und dergleichen vertreten. Na und in Deutschland fuhren die Teens in den 70ern vor allem auf "The Sweet" ab, ein Glam-Rock-Gruppe, die hierzulande mehr Erfolg als in ihrer Heimat Großbritannien hatte. Lange Haare, spacige Kleidung und Plateausohlen-Schuhe gehörten genauso dazu. Und seine Stars konnte man sich natürlich aus der "BRAVO" über mehrere Wochen als überdimensioniertes Poster aus dem "Starschnitt" basteln.

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