Stefan Arold - Interessantes für Interessierte

Die 80er Jahre in Deutschland

Die achtziger Jahre in Deutschland sind geprägt von Angst vor einem neuen Atomkrieg und der Atomtechnik im Allgemeinen. Überbordende Rüstungsausgaben und das Wettrüsten lassen die Menschen in Deutschland für Frieden demonstrieren, die Friedensbewegung tritt auf den Plan. Die Jugend ist zu Beginn des Jahrzehnts stark desillusioniert. Man spricht von der Generation "No future". In der Bundesrepublik wurde über die Verhältnisse gelebt. Das und die erklärte Akzeptanz des NATO-Doppelbeschlusses bedeutet über kurz oder lang das Ende der sozial-liberalen Regierung. Sie wird durch Helmut Kohl abgelöst, der die Bundesrepublik wieder auf Wachstumskurs bringen will. 

Die Bürger entdecken die Bedeutung der Umwelt. Das Bewusstsein für die fragile Natur und ein ökologisches Gleichgewicht wird geschärft. Die "Grünen" treten als ökologische Partei an, die sich links von der SPD platziert. Das weckt in vielen Konservativen Misstrauen.  Die Grünen stehen für alternative Lebensformen und zeigen dies auch nach Außen, strickende Männer auf Parteitagen sind keine Seltenheit mehr. In Hessen wird einer von ihnen in Turnschuhen zum ersten "Grünen" Umweltminister gekürt. Demonstrationen gegen den Bau der Startbahn West in Frankfurt und gegen eine Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf sowie die Auseinandersetzung mit Sicherheitskräften und Wasserwerfern kennzeichnen diese Zeit. 

collageIn der DDR etabliert sich vorsichtig eine Friedensbewegung, "Schwerter zu Pflugscharen" ist ihr Motto. Sie bildet die Keimzelle für spätere Aktionen gegen das System. Ansonsten ist die Wirtschaftslage in der DDR  mehr denn je als desolat zu bezeichnen. Wer weiter kommen will, muss sich mit der Partei arrangieren, die anderen haben Pech gehabt. Wachstum ist nicht mehr zu verzeichnen. Der SED-Chef Erich Honecker und seine Getreuen verkennen die Lage vollkommen. Nach fast vierzig Jahren hat das System abgewirtschaftet, die Unzufriedenheit steigt unaufhaltsam.

Die Jugendstile dieser Zeit sind sehr unterschiedlich. Es gibt "Punks" und "Popper", "Alternative" und irgendwo eine Schicht, die sich dazwischen bewegt. Die Mode ist der jeweiligen Stilrichtung angepasst. Sie wird abgesehen von den "Alternativen" und "Punks" aber zunehmend eleganter.  Die Musik ist niemals so vielfältig gewesen wie in den 80er Jahren. Zu Beginn dieses Jahrzehnt kommt Westdeutschland auf den Geschmack Deutscher Texte. Der Schlager hat immer noch Hochkonjunktur. Ein deutscher Schlager gewinnt erstmalig den "Grand Prix de la Chanson Eurovision" (Nicole, mit "Ein bisschen Frieden"). In einer kurzen aber heftigen Zeit taucht die "Neue Deutsche Welle" auf und wird begeistert aufgenommen, leider aber auch "tot-kommerzialisiert".  Pop- und Rockmusik in allen Varianten bestimmt die Radiosender. Eine kleine silberne Scheibe beginnt ihren Siegeszug. Die CD  als digitalter Tonträger löst seit Anfang der achtziger Jahre die Vinyl-Schallplatte ab. Das Videospiel und der Homecomputer halten Einzug in die ersten deutschen Haushalte. Das Fernsehen befreit sich von öffentlich-rechtlicher Beschränkung, die ersten Privatsender nehmen ihren Betrieb auf (RTL, Sat1). Das Programm wird aus Werbemitteln finanziert und ist vor allem in der Anfangszeit "trashig" bis an die Schmerzgrenze.

Im Sport sind beide deutsche Staaten ganz vorne vertreten. Deutsche Sportler in Ost und West schreiben Geschichte (im Schwimmen Michael Groß und Kirstin Otto, Ski-Springen: Jens Weißflog) Eine bislang in Deutschland unbedeutende Sportart wird durch zwei Talente bekannt gemacht. Tennis ist nach den Wimbledon-Siegen von Boris Becker und Steffi Graf in aller Munde. Der Jo-Jo und ein kleiner verstellbarer Würfel des ungarischen Professors Ernö Rubik beginnen ihren Siegeszug in deutschen Kinderzimmern. Ein durchgeknallter Schüler landet mit einem Sportflugzeug auf dem Roten Platz in Moskau und sorgt so für außenpolitische Verstimmungen. 

Die UdSSR wendet sich unter der Regierungszeit des 1. ZK-Sekretärs Michail Gorbatschow einer neuen Politik zu. Sie heißt "Perestroika" und eröffnet am Ende des Jahrzehnts ungeahnte Gestaltungsmöglichkeiten im Osten. Der Ostblock bröckelt. Die UdSSR ist nicht mehr Willens und in der Lage nach dem desaströsen Afghanistan-Krieg und einer überbordenden Wettrüstungspolitik die Satelliten-Staaten zusammen zu halten. Ungarn macht den Anfang. In der DDR wittert man die Chance viele flüchten über Ungarn in den Westen. Eine friedliche Revolution führt zu dem, was niemand für möglich gehalten hat. Am 9. November 1989 fällt die Mauer. Aus der Parole "Wir sind das Volk" wird bald "Wir sind ein Volk". Am Ende des Jahrzehnts wird mit der Wiedervereinigung Deutschlands ein neues Kapitel der Weltgeschichte aufgeschlagen. Wer dies hier alles spannend findet, sollte die nächsten Seiten ein wenig studieren und dieses interessante Jahrzehnt etwas näher erkunden.