Stefan Arold - Interessantes für Interessierte

Lebensstil und Design in den 80ern

In den achtziger Jahren war für jeden etwas dabei. Begonnen hat dieses Jahrzehnt allerdings mit der "No-Future"-Generation. Der Begriff bezeichnete eine Generation, die vom Leben nicht mehr viel erwartete. Die Umwelt war kaputt und teilweise zerstört, eine für damalige Verhältnisse hohe Arbeitslosigkeit prägte Deutschland und die Aussicht darauf, dass die Welt bald wegen des andauernden Wettrüstens auseinander zu fliegen drohte, ließen sich viele vom normalen Alltagsgeschehen abkehren. 

So manch einer versuchte sich deshalb in alternativen Lebensformen. Das Wohnen in einer Kommune oder Wohngemeinschaft war nach wie vor angesagt, am besten jedoch außerhalb der Gesellschaft z.B. als Hausbesetzer in abbruchreifen und leerstehenden Gebäuden. Die Auseiandersetzung mit der Polizei wurde dabei in Kauf genommen.

Dann war Regierungswechsel und Helmut Kohl übernahm das Ruder. Beliebt war er ja nicht, der neue Kanzler. Das nutzten Satireblätter, wie "TITANIC" weidlich aus und bald schon war Helmut Kohl zur Birne mutiert. Kurze Zeit später war der Regierungschef im ganzen Land unter diesem Spitznamen bekannt, was ihm gar nicht gefiel. Was damals noch niemand ahnte, war, dass das Land 16 Jahre unter seiner Regierung stand. Das hätten sich auch seine härtesten Gegner nicht träumen lassen. Bei all dieser Beharrlichkeit schaffte es Kohl sogar noch beliebtester europäischer Politiker zu werden. Man sieht eben wieder, der Prophet gilt nichts im eigenen Land. Trotzdem ging es langsam wieder mit Deutschland voran und "jetzt wird wieder in die Hände gespuckt..." wie die Gruppe Geier Sturzflug so schön sang. Und tatsächlich Deutschland rappelte sich wieder auf.

Von nun an zeigte sich das Leben in seiner ganzen Vielfalt. Die Ausprägungen reichten vom gut gegelten Popper, zum Punker oder in der Edelversion als Waver. Popper sahen sich als Gegenbewegung zu den Punks und der No-future-Generation. Ihre Grundhaltung war konservativ auch wenn sie sich nicht mit den Ansichten ihrer Eltern in Einklang befanden. Den Poppern ging es mehr darum einen positiven Lebensplan zu entwickeln. Dies drückte sich auch in der Eleganz ihrer Bekleidung aus. Viele von ihnen fuhren auch mit Begeisterung Vespa. Wahrscheinlich, weil man sich damit seine so sündhaft teuren Klamotten nicht kaputt machte. Später gingen aus dieser Jugendbewegung und ihrer Einstellung auch die Yuppies (Young Urban People) hervor. Dabei handelte es sich um Leute, deren Lebensmaxime rein auf den absoluten beruflichen Erfolg und Wohlstand ausgerichtet war. Der totale Materialismus ließ grüßen. 

Die Punks hingegen lehnten im allgemeinen die gesellschaftlichen Konventionen ab. Sie trugen Springerstiefel, einen Irokesenhaarschnitt, besprühte Lederjacken und als Schmuck waren sie überall am Körper mit Ketten oder mit Sicherheitsnadeln in den Ohrlöchern verziert. So eine Art Vorwegnahme des heutigen "Pearcing", nur eben viel einfacher und billiger, weil selbst gestochen. Ihre Jacken waren oftmals mit so genannten Buttons geschmückt. Den Punkern ging es darum, die normale Gesellschaft zu schocken. Popper und Punker standen sich  eher unversöhnlich gegenüber.

Wer sich nicht mit diesen Stilrichtungen indentifizieren konnte, war vielleicht einfach nur zu normal oder tendierte eher in die Richtung ökologisch-sozial angehaucht. Strick- und Jutebekleidung war da schon ein Muss, vielleicht sogar die bei diesen Leuten angesagten Korksandalen. Ach ja, und das "Arafat" Palästinenser-Tuch durfte natürlich auch nicht fehlen.

Die Mode wurde bunter und gegenüber den 70ern auch wieder eleganter. Die Schlaghosen waren out. Die Herren trugen wieder Hosen mit Bundfalten, dazu kurze, figurbetonte Jackets. Die Krawatten waren schmal und oft auch aus Leder. Die Frauen trugen enge Jeans und Blusen mit rüschigen Ärmeln. In den Schultern befanden sich Polster, damit die Schulterpartie besser betont war. Die Schuhe wurden spitz, die Turnschuhe hatten Klettverschlüsse und es war in, Tennissocken zu tragen, sogar zu den Bekleidungsstücken, zu denen es gar nicht passte. 
Vor allem helle Pastelltöne oder auch Neonfarben bestimmten die 80er Jahre. Im Sommer trugen die Normalos Netzhemden und an den Füßen Espandrillos. Die Ray-Ban Sonnenbrille war schwer im Kommen und die Mädels liefen im Bad mit Neonbadeanzügen und Bikinis durch die Gegend. Im Winter gab es für die Frauen Teddy-Mäntel und das Fischgrätmuster wurde von den Herren wieder entdeckt. Bei den Frisuren durften die Haare ruhig wallen. Die Dauerwelle feierte fröhliche Urstände und das Haargel mit Wet-Look durfte natürlich nicht fehlen um die Haare auch richtig zu stylen. Vor allem bei den Poppern und Yuppies war das Markenbewusstsein stark ausgeprägt. Die Marken "Hugo Boss", "Esprit" etc. spielten eine bedeutende Rolle. Da durfte es dann auch schon mal egal sein, wenn man etwas besonders scheußliches trug, Hauptsache man konnte sagen, dass es von "Boss" ist. Wenn man heute so die Bilder betrachtet, denkt man sich aber häufig "Oh Gott! Das bist doch nicht du?" Denn in der Rückschau betrachtet, empfinden heute die Bekleidung der 80er wohl doch als Totalausfall und modischen Fehlgriff.

Am Wochenende ging es dann ab in die Disco. Die angesagte Schuppen spielten Rap und Breakdance und in den Landdiscotheken durfte auch schon mal eine Runde Disco-Fox getanzt werden. Im Sommer besuchte man die großen Open-Air-Konzerte, wie z.B. Rock am Ring oder das Openair-Konzert auf der Loreley. Überhaupt, Musik begleitete alle, dank des Walkmans. Die anderen gingen zur Demo. Irgendwo war da immer etwas los. Wackersdorf, Startbahn-West, Hamburger Hafenstraße. Ein Örtchen zum Demonstieren fand sich immer. Wem das nicht groß genug war. Der ging auf eine Großdemo um gegen Atomkraft, Aufrüstung und Nato-Doppelbeschluss zu demonstrieren. Dafür gab's dann von der Staatsmacht auch schon mal einen mit Gummigeschossen oder dem obligatorischen Wasserwerfer auf die Mütze. Macht nix, werden viele sagen. Wir haben es ja doch überlebt und sind heute die Etablierten, die nun in der Politik sitzen und ihr eigenes Verhalten vergessen haben. Das Gleiche Verhalten aber heute als verwerflich gegenüber den Anderen propagieren.