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Große Namen der Stadt Altdorf

Altdorfs große Namen stehen im engen Zusammenhang mit seiner Zeit als Universitätsstadt. Viele Gelehrte sind unter den Persönlichkeiten, die weit über die Grenzen der kleinen Stadt hinaus bekannt geworden sind. Sicherlich können hier nicht alle namentlich genannt werden. Die wichtigsten Persönlichkeiten sollen hier kurz mit ihrer Vita vorgestellt werden.

Albrecht von Wallenstein (1583 - 1634)

Eigentlich hieß er richtig Albrecht Eusebius Wenzel von Waldstein und entstammte einem böhmischen Adelsgeschlecht. Wallenstein war im Grunde kein großer "Altdorfer". Dank seines Aufenthalts an der Univeristät zu Altdorf im Jahr 1599 hat er sich ins Gedächtnis der Stadt eingeprägt und so können die Altdorfer alle drei Jahre die "Wallenstein-Festspiele" an historischem Ort abhalten. Als junger Mann und nach einigen Auslandsaufenthalten trat er in die Dienste Kaiser Rudolfs II. und wurde bald zum Hauptmann befördert. Die Unterstützung des Kaisers sorgte kurze Zeit später für eine Beförderung zum Obersten und dann zum General und Feldherren. Im 30jährigen Krieg kämpfte Wallenstein auf der Seite des katholischen Kaisers gegen die protestantischen Schweden. Wallenstein war der erste Feldherr, der das Geld für seine Kriegszüge von der Bevölkerung requirierte und erpresste. Sein Machtstreben ließ in letztlich beim Kaiser in Ungnade fallen. Wallenstein fiel im Jahr 1634 einer Verschwörung zum Opfer und wurde in einem Privathaus in Eger ermordet.
Johann Heinrich Schulze (1687 - 1744)

Der in Colbitz geborene Gelehrte kam 1720 nach Altdorf und erhielt dort den anatomischen Lehrstuhl. 1723 wurde Schulze Dekan der medizinischen Fakultät und drei Jahre später Rektor in Altdorf. 1732 ging er zurück an die Hochschule nach Halle. Johann Heinrich Schulze übersetzte auch die Inschrift des Krönungsmantels der Reichsinsignien. Von besonderer Bedeutung war aber die auf seinen Forschungen basierende Erkenntnis, dass Silbersalze und Salpetersäure auf Lichtempfindlichkeit reagierten. Noch hundert Jahre vor Louis Daguerre legte er somit die Grundlage auf der die spätere Fotografie basierte. Schulze starb 1744 in Halle.
Stefan Farfler (1633 - 1689)

Stefan Farfler war Uhrmacher und aufgrund eines Unfalls seit Kindheit gelähmt. Sein Erfindungsgeist ließ ihn einen Wagen konstruieren, der über ein Zahnrad und mittels Handkurbel angetrieben werden konnte. Das ermöglichte es ihm, sich bequem fortzubewegen. Der Farfler'sche Kunstwagen kann somit als Vorläufer der späteren Rollstühle angesehen werden. Zudem schuf er eine Sanduhr, die sich alle Stunde von selbst umdrehte. Farfler starb 1689 in Nürnberg.
Hugo Donnellus (1527 - 1591)

Der aus Burgund stammende Hugo Donnellus lehrte bereits viele Jahre bevor er nach Altdorf kam in Frankreich. 1588 kam der hugenottische Gelehrte an die Akademie nach Altdorf. Dort verfasste der hochangesehene Donnellus die für seine Zeit bedeutendste Schrift zum Privatrecht. Das auf dem römischen Rechtsmaßstäben basierende Werk kommentierte das damalige Rechtsverständnis in seiner umfassenden Breite. Unter seine Führung wurde der Ruf der "Altdorfina" weit über die Grenzen des Nürnberger Reichsgebietes hinaus getragen. Hugo Donnellus der Begründer der modernen Rechtswissenschaft verstarb 1591 in Altdorf. Er ist im Chor der Laurentiuskirche beigesetzt worden.
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 - 1716)

Der Name Leibniz zeigt, wie die Hohe Schule zu Altdorf weit über ihre Grenzen hinaus gewirkt hat. Dem große Philosophen hat das ortsansässige Gymnasium seinen Namen zu verdanken. Als Zwanzigjähriger promovierte Gottfried Wilhelm Leibniz 1666 in Altdorf mit einer Abhandlung über unlösbare Rechtsfälle. Ein Angebot an der "Altdorfina" zu verbleiben lehnte er jedoch ab. Leibniz galt als der Universalgelehrte für Philosophie und modernes Kirchenrecht des 17. und 18. Jahrhunderts. Er starb im Alter von 70 Jahren in Hannover.
Abdias Trew (1597 - 1669)

Der 1597 in Ansbach geborene Abdias Trew studierte ab 1618 an der Universität in Wittenberg Philosophie, Mathematik und Theologie. 1636 wurde Trew Professor für Mathematik an der Universität in Altdorf. Trew vermachte der Stadt Altdorf 1638 einen Stadtplan der in der so genannten "Vogelschau" (perspektivischer Blick auf die Stadt) einen Eindruck des damaligen Altdorf gibt. Die Ausrichtung ist anders als bei heutigen Karten nach Süden gerichtet. Darüber hinaus basierte auf dem Erfindungsgeist von Trew ein so genannter "Ingenieur-Stab". Dieses Messgerät stellte einen Vorläufer des späteren Rechenschiebers dar. Auf einem Turm der Stadtmauer richtete Trew eine Sternwarte ein. Abdias Trew starb 1669.
Georg Andreas Will (1727 - 1798)

Das Altdorfs Geschichte gut überliefert ist, hat die Stadt vor allem diesen Mann zu verdanken. Georg Andreas Will studierte ab 1744 in Altdorf, später in Halle und kehrte 1748 nach Altdorf zurück, wo er auch promovierte. 1757 wurde er Ordinarius für Philosophie. Er lehrte Geschichte, Dichtkunst und politische Wissenschaften. Will war ein fanatische Verfechter der Aufklärung. In Altdorf gründete er eine Gelehrtengesellschaft (Deutsche Gesellschaft in Altdorf). 1795 erschien sein Geschichtswerk über die Universität zu Altdorf und ein Jahr später sein Werk über die Geschichte der Stadt Altdorf. Georg Andreas Will fühlte sich den Altdorfern verpflichtet und unterstützte sie durch die Ausgabe günstiger Kornvorräte in den Hungerjahren 1771/72. Seine 10.000 Werke umfassende Bibliothek vermachte er noch zu Lebzeiten größtenteils der Stadt Nürnberg, die sie nahezu vollständig noch heute in Besitz hat. Georg Andreas Will gilt als Mitbegründer der modernen Geschichtswissenschaft. Er starb 1798.

Klaus Wolfermann (geb. 1946)

Altdorf ist auch auf sportlichem Gebiet mit einem herausragenden Namen verbunden. Der 1946 in Altdorf geborene Klaus Wolfermann hat schon früh in der Leichtathletikabteilung des TV 1881 seine Qualitäten unter Beweis gestellt. Wechselnde Stationen und Vereine unter anderem in München und Leverkusen ebneten seinen Weg zu einem großen Sportler unserer Zeit. Seinen größten Erfolg erzielte Wolfermann bei den XX. Olympischen Spielen 1972 in München. Mit einer Weite von 90,48 Metern sicherte sich er vor dem Letten Janis Lusis den Olympia-Sieg und damit den Gewinn der Goldmedaille. Mit einer Weite von 94,08 erzielte er darüber hinaus bei der Weltmeisterschaft in Leverkusen den Weltrekord. Von 1969 - 1974 wurde er sechs Mal Deutscher Meister im Speerwurf. Aufgrund seiner Popularität ist er zweimal zum "Sportler des Jahres" (1972 und 1973) gewählt worden. Wolfermann lebt heute mit seiner Familie im Oberbayerischen Penzberg.