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Altdorf und Wallenstein

Altdorf und Wallenstein. Das ist eine ganz besondere Symbiose. Obwohl Wallenstein in Altdorf keine besondere Rolle spielte, hat die Stadt ihn doch auserkoren unter seinem Namen alle drei Jahre Festspiele zu veranstalten. Wie kam es dazu?

wallenstein-logoWallenstein selbst hielt sich lediglich ein Semester an der Altdorfer Hochschule auf und zwar von 1599 bis 1600. Dann wurde dem rauflustigen Studiosus und einiger seiner Kompagnions von den Rektoren der Schule nahegelegt, Altdorf doch lieber zu verlassen. Dieser Bitte ist der damals als "Albertus von Waldstein" immatrikulierte Student auch nachgekommen. Damals konnte noch niemand ahnen, dass Wallenstein später einmal auf Seiten des Kaisers zu den mächtigsten Generäle seiner Zeit zählen würde.

In den historischen Büchern findet sich über den jungen Mann vor allem Unangenehmes. So veranstaltete er mit einigen Kommilitonen in stark angetrunkenem Zustand vor der Tür eines Theologie-Professors eine "Katzenmusik". Das und anderer Unfung brachte ihm durch den Rat Zimmerarrest ein. Kurze Zeit später sah Wallenstein zu, wie ein anderer adliger Kommilitone einen Fähnrich der Bürgerwehr niederstach. Doch das war noch nicht alles. In seiner unbeherrschten Art schlug Wallenstein seinen Famulus, der aus dem Fenster schaute anstatt zu arbeiten und einem anderen Kollegen stach er mit seinem Degen in den Fuß. Wieder erhielt Wallenstein Stubenarrest und musste zudem ein Bußgeld entrichten. Es dauerte nicht lange und Albrecht von Wallenstein zog es selber vor Altdorf zu verlassen. Die reichsstädtische Universität würde ihn nie wieder sehen, aber Nürnberg stattete er später als General nochmals einen Besuch der besonderen Art ab.

Wie bereits erwähnt findet alle drei Jahre ein Festspiel in Altdorf statt. In einem von Franz Dittmar geschriebenen Schauspiel, das nicht besonders viel mit den wirklichen historischen Vorgängen zu tun hat, lebt Wallensteins wilde Zeit in Altdorf wieder auf. Verquickt wird das ganze mit der Romanze zu einer einheimischen Bürgerstochter. Das besondere an den fünf Festspielwochenenden ist nicht nur das Schauspiel selbst, das im alten Hof der Universität unter einer Freilichtbühne stattfindet, sondern das Flair in der ganzen Stadt. An den Samstagen wird bereits auf der Freilichtbühne "Wallensteins Lager" von Friedrich Schiller aufgeführt. Hierfür proben die ca. 600 Laiendarsteller lange Zeit und oft hart. Aber der Aufwand lohnt sich, denn nicht nur die Kostümierung sondern auch das Bühnenumfeld ist einzigartig. Die Laienschauspieler stehen dabei in ihrem Eifer und ihrer Hingabe ihren Berufskollegen in nichts nach. 

An den Sonntagen gehört die Innenstadt den historisch gewandeten Laiendarstellern und den vielen Besuchern. In historischen Kostümen wird das Studenten-, Landsknechts-, Land- und Kleinstadtleben dieser Zeit zu neuem Leben erweckt. Bereits ab 11:00 Uhr vormittags beginnt der Aufzug der Wachen. Fanfarenzüge begleiten den Einzug der Landsknechte und Wachmannschaften. Am Marktplatz tummeln sich Marketenderinnen, Feldscherer, mittelalterliche Spielleute und Gaukler, Handwerker, Bauersleute und natürlich die Studenten, die in wilden Trupps durch die Straßen ziehen. Wer durch eines der Stadttore möchte muss den obligatorischen Wegezoll entrichten. Vor den Toren der Stadt lagern die Kroaten und die Zigeuner, die den Besuchern aus der Hand lesen oder auch schon mal versuchen die Kinder zu entführen oder die Leute zu bestehlen. Am Schlossplatz kann man den Handwerkern, wie Zimmerleuten, Schmieden, Steinmetzen oder den Buchdruckern bei ihren Künsten über die Schulter schauen und rund um die Kirche sind die Bauersleute mit ihren Tätigkeiten, wie dem Spinnen oder der Landarbeit beschäftigt. Überall riecht es dabei nach fränkischer Küche, denn in den großen Feldküchen wird Eintopf gekocht oder an großen Spießen gibt es Gebratenes. Natürlich darf auch das Bier aus großen Holzfässern nicht fehlen. Schnell fühlt man sich in einem der Zelte und auf den Holzbänken und Tischen um einige hundert Jahre zurück versetzt.

Zweimal wird an diesen Sonntagen das Volksschauspiel Wallenstein in Altdorf aufgeführt. Der Festspielttag endet mit einem großen Umzug aller Beteiligten Darsteller. Besonders reizvoll ist die "Lange Nacht", dann kann man dem bunten Treiben die ganze Nacht folgen, mit Schwertkämpfern und -schluckern, Feuerspuckern und bei festlicher Fackelbeleuchtung. Das Beste ist allerdings, dass Petrus während dieser Zeit mit den Altdorfern meist einen Pakt geschlossen hat und das Wetter diese Tage weitläufig mit Sonnenschein unterstützt. Die nächsten Wallenstein-Festspiele finden 2012 in Altdorf statt. Ein Besuch lohnt sich.

Wer mehr Eindrücke von den Festspielen haben möchte, der schaue sich DIESE SEITE an.