Stefan Arold - Interessantes für Interessierte

Verkehr in den 60er Jahren

In den sechziger Jahren erreichte der Aufschwung in Deutschland seinen Höhepunkt. Der Individualverkehr nahm, aufgrund steigender Einkommen und der damit einhergehenden Bedürfnisbefriedigung, beständig zu. Zwar schulterten die öffentlichen Verkehrsmittel nach wie vor die Hauptlast des Berufs- und Pendlerverkehrs, doch für längere Reisen insbesondere im eigenen Land bevorzugte man nun bereits das Automobil. Verlierer bei dieser Konkurrenz im Verkehrswesen war der Schienenverkehr und die Eisenbahn. Nur mit dem Auto sah man die inidviduele Beförderung von einem Ort zum anderen gewährleistet. Hier war man selbst der Herrscher über den Verkehr und das ganz ohne störendes Umsteigen.

Der Autoverkehr nahm zwar beständig zu, trotzdem war es noch nicht in allen Haushalten wie gewünscht vertreten. Schließlich handelte es sich bei einer solchen Anschaffung um keinen Gebrauchsgegenstand für den kleinen Geldbeutel. Oftmals blieb es bei der Motorisierung mit den bereits aus den 50er Jahren bekannten Kleinautomobilen wie einer Isetta oder dem Goggomobil. In den 60er Jahren ging - zumindest was die Motorisierung mit Zweirädern betraf - der Trend verstärkt zum Motorrad. Die Marken Zündapp, DKW, BMW oder Triumph hatten ihre Produktionsstandorte noch in Deutschland und waren nicht von Schließungen bedroht.

Der zunehmende Individualverkehr brachte nicht nur die Segnungen des selbstbestimmten Reisens, sondern in seiner ganzen Vielfalt auch erhebliche Probleme mit sich. Die steigende Zahl an Kraftfahrzeugen, deren Sicherheitsstandard mit den heutigen nicht vergleichbar war, führte, durch ein noch nicht darauf ausgelegtes Verkehrsnetz vermehrt zu Unfällen. Zudem nahm zwar die Motorisierung der Fahrzeuge beständig zu, allerdings nicht die für die Sicherheit nötige Ausstattung des PKW. Viele Autounfälle führten deshalb zu schwersten Verletzungen oft auch mit Todesfolge. Bereits Ende der 50er Jahre wurde in Flensburg das Verkehrszentralregister errichtet, welches Verkehrsverstöße dokumentierte und festhielt und somit einen Überblick über die Verkehrsentwicklung der Bundesrepublik zuließ.

Das Auto entwickelte sich ab jetzt zu einem wichtigen Statussymbol. Derjenige, der seinen gesellschaftlichen Stand nach außen präsentieren wollte, zeigte das der Öffentlichkeit über sein Automobil, welches natürlich am Wochenende in aller Öffentlichkeit auch gewaschen und gepflegt wurde. Der VW-Käfer galt nach wie vor als das günstigste Vollwert-Auto. Für viel stellte er die erste Möglichkeit dar, sich angemessen zu motorisieren und zu mobilisieren. Obwohl im Volkswagenwerk auch andere Autos als der Käfer vom Band rollten, war dieser Wagentyp doch die wichtigste Produktionsquelle für den Standort. Für die gehobeneren Ansprüche produzierten die deutschen Automobilherstelle Modelle der Mittelklasse, zu denen auch der Opel Kadett gezählt werden konnte. Mit Premium-Modellen bedienten die Automobilhersteller, wie Mercedes, Borgward, BMW oder Porsche die Ansprüche der oberen Schichten. Die Firma Borgward musste in den 60er Jahren leider Konkurs anmelden, obwohl das Modell Borgward Isabella Coupe zu den beliebtesten Spitzenmodellen seiner Zeit zählte und sogar für etablierte Firmen wie Mercedes eine große Konkurrenz darstellte.

Im folgenden sollen hier nur ein paar wenige Fahrzeugmodelle kurz vorgestellt werden.


BMW 501/502 "Barock-Engel"

Der BMW 500 war ganz das Auto seiner Zeit und stand für konservative Markenbeständigkeit. Obwohl der so genannte "Barock-Engel" bereits in den fünfziger Jahren produziert wurde, lief das Auto auch noch in diesem Jahrzehnt vom Band. Es war übrigens das erste Fahrzug weltweit mit einer V8 Aluminium-Maschine. Die überaus geschwungene Form verlieh ihm eine besondere Eleganz und brachte dem Fahrzeug auch den oben genannten Spitznamen ein. Mit dem BMW 500 setzte das Automobilunternehmen seine Tradition nach dem 2. Weltkrieg fort. Bekannt wurde der BMW 501 auch durch seine Verwendung als Polizeiauto. Die Polizei benötigte vor allem wegen der schweren und unverhältnismäßig großen Funkanalge ein Auto mit großem Kofferraum. Dafür eignete sich der BMW 501 hervorragend. Das Auto fand also nicht nur aus patriotischen Gründen in Bayern Verwendung als Polizeifahrzeug. Darüber hinaus war der Wagen in den 60er Jahren vielen Zuschauern der bekannten Fernsehserie "Funkstreife Isar 12 - bitte melden" auf der ARD bestens bekannt. Der damalige Kaufpreis betrug ca. 21.000 DM für dieses Auto. Das stellte schon einen für damalige Verhältnisse sehr stolzen Preis dar.


Autos der 60er JahreFord Taunus 17 M"Badewanne"

Der Ford Taunus kann seine amerikanische Herkunft wahrlich nicht verbergen. Groß, gefällig, mit viel Chrom entsprach er dem Stil der 60er Jahre und vor allem seinen amerikanischen Vorbildern. Bei einem Hubraum von 1500 ccm und einer Leistung von 55 PS erbrachte der Wagen eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 135 km/h. Darüber hinaus gab es den Wagen auch noch in weiteren Leistungsklassen mit 60 bis 75 PS und bis zu 1780 ccm Hubraum. Insgesamt wurden ca. 665.000 Fahrzeuge des M 17 (P 3) hergestellt. Der Wagen galt lange Zeit als ein Meilenstein der designerischen Schule.

VW Bus T1 "Bulli"

In den sechziger Jahren erkannte Volkswagen, dass die Nachfrage nach Automobilen unaufhaltsam stieg. Der Käfer alleine reichte bald nicht mehr aus, denn auch andere Bedürfnisse im Straßenverkehr wollten befriedigt sein. Mit dem VW Bus Modell T1, genannt "Bulli" deckte der Autobauer aus Wolfsburg deshalb ein ganz neuartiges Segment ab, nämlich den Bau eines Kleinstbusses für bis zu neun Personen. Darüber hinaus konnte der VW Bus auch als Transporter, Pritschenwagen oder sogar als Wohnmobil genutzt werden. Die Modifikationen waren mit wenig Aufwand schnell und unkompliziert vom Autobauer zu realisieren. Ähnlich wie der Käfer hatte der VW Bus eine durchgängige Bodenplatte, einen luftgekühlten Boxermotor mit zunächst 24,5 PS und Heckantrieb. Später wurde die Motorisierung bis auf 44 PS gesteigert. Der T1 entwickelte sich in den 60er Jahren zu einem buntbemalten Symbol der Hippie-Ära. Der T1 kostete damals rund 6.000 DM. Ein für damalige Verhältnisse recht moderater Preis für ein Transportfahrzeug. Für 2.000 DM erhielt man für den kleinen Transporter eine kompakte Inneneinrichtung, die aus dem Wagen einen passablen Campingbus machte. Als Modell "Samba" mit Panorama-Verglasung konnte der Käufer das Spitzenmodell in der Camping-Variante erwerben. Bis zum Jahr 1968 hat Volkswagen ca. 1,8 Mio Exemplare dieses Kleinbusses verkauft. Auch in den USA ist das Fahrzeug sehr beliebt. Bis zum Fertigungsende des T1 lieferte VW ca. 15.000 Exemplare in die Vereinigten Staaten.

VW 1600

Während in den 60er Jahren der unangefochtene Star von Volkswagen der Käfer war, so versuchte sich VW doch auch mit anderen Modellen am Markt zu etablieren. Als Mittelklassewagen kann hier der VW 1600 bezeichnet werden. Angeboten wurde das Fahrzeug als Limousine oder Kombiwagen. Durch sein Stufenheckkonzept bot das Fahrzeug natürlich wesentlich mehr Platz als ein VW Käfer. Zudem besaß das Fahrzeug gegenüber dem Käfer einen wesentlich größeren Hubraum bis zu 1.500 ccm. Die Höchstgeschwindigkeit lag zwischen 120 und 135 km/h. Allerdings blieben die Produktionszahlen für den VW 1600 weit hinter denen des Käfers oder des Bullis zurück. Von VW Typ T3 wurden in den 60er Jahren rund 2,6 Mio. Stück produziert. Alleine 1,2 Mio. Exemplare entfielen dabei auf den Variant. Ab 1967 konnte man den 1600er auch mit Automatikgetriebe erhalten. Ansonsten hatte er das gleiche Prinzip wie auch der Käfer und der VW Bus zur Grundlage.

Opel Kapitän

Ganz und gar amerikanisch baute Opel seine Fahrzeuge. Vor allem seit General Motors Haupteigner bei dem Rüsselsheimer Autobauer war. Der Autogigant aus Detroit prägte somit auch bei Opel stilistisch die Autos nach amerikanischen Vorbild. Der Opel "Kapitän" war deshalb seinem ganzen Wesen nach ein US-geprägtes Automobil Das fiel schon alleine durch die durchgängige Panorama-Frontscheibe nach amerikanischem Muster auf. Der Opel "Kapitän" stellte stets das Oberklasse-Modell des Autobauers dar. Der "Kapitän" besaß einen durchgängien 6-Zylinder Reihenmotor und hatte einen Hubraum von 2,6 Litern. Das Modell wurde mit dieser Bezeichnung bereits seit Ende der 30er Jahre hergestellt. In den 60er Jahren stieg die Motorisierung auf 90 PS, was zu einer Spitzengeschwindigkeit von 150 km/h führte. Zudem besaß der Wagen eine selbsttragende Karosserie. Ab 1962 konnte der Kapitän auch mit Servolenkung erworben werden. Alleine das hier abgebildete Modell wurde bis zum Februar 1964 in der stolzen Stückzahl von 146.000 produziert. Als 6-Zylinder-Modell lag der Wagen in der Zulassungsstatistik noch vor Daimler Benz. Allerdings konnten sich diesen Wagen nur gut betuchte Bevölkerungsschichten leisten, denn das Auto kostete zwischen 9.975 und 14.500 DM. Dafür musste ein Westdeutscher Bürger damals ziemlich tief in die Tasche greifen.

Mehr zum BMW 501/501 auf Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/BMW
Zur Geschichte des VW Typ 3 auf: http://www.typ3.com/index.htm
Interessantes zu dieser Zeit im Straßenverkehr gibt's auf: http://www.epoche-3.de/strasse.php

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