Stefan Arold - Interessantes für Interessierte

Plitsch, Platsch, Planschi und der Hustinetten-Bär

Je weiter man in Westdeutschland in seiner wirtschaftlichen Leistungskraft voranschritt, umso mehr Konkurrenz herrschte bei den Unternehmen. Das rückte die Werbung als Mittel zur Absatzsteuerung in den Fokus und zwar in allen Lebensbereich und bei allen verfügbaren Medien - den Zeitungen, im Film und Fernsehen sowie im Rundfunk. Alle boten sie ihre Produkte des alltäglichen oder auch weniger alltäglichen Bedarfs an. Das Übergewicht in der Werbung lag nach wie vor auf der Präsentation sämtlicher Genussprodukte. "Wenn einem soviel Gutes wiederfährt, das ist schon einen Asbach-Uralt wert." Solche und anderer markante Werbeslogans sollten sich ins Gedächtnis der Konsumenten einbrennen und den entsprechenden Verkaufserfolg sichern. Man entdeckte in den Unternehmen, dass das Werben mit prominenten Namen besonders erfolgversprechend war. Unser aller "Kaiser Franz" Beckenbauer warb z.B. in unnachahmlicher Art und Weise für Pfanni-Knödel. Auch Fernsehschauspieler wie Beppo Brehm und Liesl Karlstadt stiegen für die Werbung, z.B. für Waschmittel in den Ring.

Maggi und Unox als Fertigprodukte waren da aus den Küchen der westdeutschen Hausfrauen bereits nicht mehr wegzudenken. Überhaupt schien die Fertigprodukte-Gruppe einen enormen Anstieg zu verzeichnen. Nicht zu vergessen die berühmte "Bärenmarke"-Dosenmilch. Eine Kondensmilch, die unverbrüchlich mit dem kuscheligen kleinen Bären verbunden war, der die fette Milch in eine Milchkanne goss. Der Wiedererkennungswert spielte schon damals also eine große Rolle.

Der Deutschen liebstes Gut, das Auto wurde natürlich auch kräftig im Fernsehen beworben. Werbespots von BMW für die Isetta oder auch Volkswagens "Er läuft und läuft und läuft" für den VW-Käfer prägten sich wie selbstverständlich in das Gedächtnis der Zuschauer ein. Je mehr sich das Auto von einem reinen Luxus-Gut zu einem für jedermann erschwinglichen Gebrauchsgegenstand  entwickelte, desto intensiver warben auch die einzelnen Auto-Hersteller um die Gunst der Kunden.

werbung der 60er jahreDie "ADO-Gardine" nur echt mit der Goldkante war fest verbunden mit der damaligen Werbe-Ikone Marianne Koch. Die Werbung hielt sich wirklich hartnäckig über Jahrzehnte und "Hoffmanns Gardinen-Neu" sorgte dann dafür, dass der "Gilb" aus den Gardinen wieder verschwand. Natürlich ging auch weiterhin das HB-Männchen in die Luft, das übrigens dafür sorgte, dass sich genügend von dem eben angesprochenen "Gilb" auch in den Vorhängen ablagern konnte. Von den Gefahren des Rauchens wurde damals noch nicht viel gesprochen. Ganz besonders hatten die Macher der Werbung die Hausfrau im Visier. Der Bauknecht wusste genau "..was Frauen wünschen". AEG - Aus Erfahrung Gut stellte alle möglichen Haushaltsgeräte her, auf die eine moderne Hausfrau nicht verzichten durfte. Die Waschmittelbranche war in den 60er Jahren geradezu am "Überschäumen". So blöckte das niedliche SANSO-Schäfchen bereits in diesem Jahrzehnt über den Bildschirm. Überhaupt schienen Reinigungs- und Pflegeprodukte einen Großteil der damaligen Werbung zu belegen.

Für die Kinder gab es bereits das "Plitsch, Platsch, Planschi", einen Badezusatz in einer gelben Flasche, der pflegte, reinigte und nicht in den Augen brennen sollte, was er natürlich trotzdem tat. Die Flasche zierten nette Kinderchen, die es bald auch als Aufkleber auf den Flaschen gab. Damit hatte man ganz geschickt die Werbung über die Kinder platziert, denen man als Eltern ja nur selten einen Wunsch abschlagen wollte.  Kinderschokolade war schon damals fester Bestandteil der Süßwarenwerbung. Ach ja, und bei Erkältungskrankheiten oder Husten halfen Pullmoll und die Hustinetten mit dem grünen Bären, denn "...nimm' den Husten nicht so schwer, es hilft der Hustinetten-Bär".

Ein Großteil der Werbung verband sich im Laufe der Zeit mit bekannten Figuren. Für die "Salamander"-Schuhe gab es einen artgerechten Salamander als Zeichentrick- und Comicfigur. Das HB-Männchen war ja bereits seit den späteren 50ern bekannt und natürlich auch der oben geschilderte Hustinetten-Bär. Zudem lächelte uns das "Rotbäckchen" an und pries uns die Vorteile des gesunden Traubensafts.

Je mehr sich die Unternehmen den Kunden als Absatzmarkt in Deutschland erschlossen und je weiter die Konkurrenz der Firmen untereinander gedieh, desto mehr waren die Werbestrategen gefragt, ihre Produkte gegenüber der Konkurrenz entsprechend zu verkaufen. Erschwerend kam in Deutschland allerdings hinzu, dass eine vergleichende Werbung nicht gestattet war. Das bedeutete, dass ein Produkt eben nicht zu Lasten eines anderen dargestellt und beworben werden durfte. Über die ernsthafte Darstellung der zu bewerbenden Produkte vergaß man in der Bundesrepublik im Laufe der Zeit, dass es auch noch andere Möglichkeiten zu werben gab. Solche Werbung, die auch witzig ein Produkt platzieren konnte, dieser Art von Werbung schien man in Deutschland grundsätzlich zu misstrauen. Da ging man zum Lachen dann lieber in den Keller. Das Macher damit aber eine probate und erfolgreiche Werbestrategie aus der Hand gaben, kam den meisten Werbefachleuten scheinbar nicht in den Sinn. So wurde deutsche Werbung oftmals zum Abziehbild einer Karikatur des zu bewerbenden Produkts, wirkte hölzern und ganz und gar nicht glaubwürdig. Erst knapp 30 Jahre später sollte eine andere Art der Werbung durch unsere europäischen Nachbarn auch in Deutschland Einzug halten und somit Werbung wieder interessant und sehenswert machen.

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