Stefan Arold - Interessantes für Interessierte

Die 60er Jahre in Deutschland

In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts begannen sich die beiden deutschen Staaten in den zwei ideologischen Blöcken einzurichten.

Während der Westen Deutschlands sich stärker an den USA orientierte, wurde der Osten mehr ungewollt als gewollt an die UdSSR gebunden. Noch immer hoffte man, dass Deutschland wieder ein einiges Vaterland werden könnte. Aber am 13. August 1961 zerbrachen die letzten Hoffnung darauf. Die DDR-Führung bereitete den noch immer währenden Exodus aus ihrem Staatsgebiet mit dem Bau der Mauer ein Ende. Plötzlich und ohne Vorwarnung entstand der von der DDR-Führung so genannte "Anti-Imperialistische Schutzwall" und trennte Orte und Gebiete sowie Familien und Freunde. Dabei hatte Walter Ulbricht der Öffentlichkeit gegenüber geradezu schamlos behauptet, dass niemand die Absicht hege eine Mauer zu errichten. 

collageIn den sechziger Jahren boomte die prosperierenden Wirtschaft in der Bundesrepublik weiter. Was uns heute wie ein Märchen vorkommt, gab es einmal wirklich; die "Vollbeschäftigung" in Westdeutschland. Wer gerade keine Arbeit hatte, wurde mit lohnenswerten Prämien um- und ggf. sogar abgeworben. Sogar Hilfskräfte aus fremden Ländern mussten nach Deutschland geholt werden, um die Produktion weiter aufrecht erhalten zu können. Die ersten "Gastarbeiter" erreichten Deutschland und man begrüßte sie zunächst noch freundlich und mit offenen Armen. Im Westen stieg der Lebensstandard immer weiter an, während er im Osten stagnierte. Die eigenen vier Wände waren nicht nur Wunschträume für viele Bürger, sondern konnten mit zunehmenden Wohlstand auch verwirklicht werden. In der DDR hingegen waren viele Bewohner froh, wenn Sie eine Wohnung in einer der modernen Plattenbauten, mit eigenem Bad und WC bekommen konnten. An ein Auto war kaum zu denken. Die Produktion hinkte immer hinterher. Wer ein Fahrzeug wollte, beantragte das bereits bei der Geburt eines Kindes, damit zumindest dieses später mal in den Genuss eines fahrbahren Untersatzes kommen konnte.

Das Jahrzehnt zwischen 1960 und 1970 zeigte sich in Deutschland auch von einer anderen Seite. Eine ganze Generation schien ihren Kindern die nationalsozialistische Vergangenheit verschweigen zu wollen. Damit mochte man nicht konfrontiert werden. Viele ehemalige Nationalsozialisten waren schon wieder in Amt und Würden. Junge Menschen, Studenten und Schüler stellten unangenehme Fragen und bekamen keine Antworten. Ihren Ärger machten sie mit Protesten auf der Straße schließlich Luft. Die 68er-Generation war geboren und mit ihr hielten die außerparlamentarische Opposition, kurz APO, und Studentenunruhen Einzug. Als Folge erließ die politische Führung in der Bundesrepublik die Notstandgesetze, denn der Staat sah sich nun durch seine eigenen Bürger bedroht. Der Kalte Krieg spitzte sich in Stellvertreter-Kriegen zu. Während der Cuba-Krise hielt die Welt in Angst vor einem neuen, weltweiten Krieg den Atem an. Der Vietnam-Krieg zeigte sich von einer schockierenden und blutigen Seite und die Besetzung der Tschechoslowakei durch russische Truppen beunruhigte den Westen immens. Der Präsident der Vereinigten Staaten, John F. Kennedy, der noch kurz vorher Berlin besucht hatte und frenetisch gefeiert wurde, fiel einem Attentat zum Opfer. Ebenso wie sein Bruder Robert und der schwarze Bürgerrechtler Martin Luther King. 

Aber der Spießigkeit der 50er Jahre konnte in diesem Jahrzehnt endgültig Adieu gesagt werden. Die Einführung der Pille brachte am Ende der 60er Jahre die sexuelle Revolution und verhieß eine Befreiung von gesellschaftlich engen Zwängen und Moralvorstellungen. Die Beatmusik und vor allem die Beatles, die Rolling Stones und die Who bestimmten die Musik dieser Zeit. Mit ihnen nahm der Siegeszug unzähliger Clubs seinen Lauf. Die Hochburg der neuen Musik bildete das "Tor zur Welt", die Stadt Hamburg, die Große Freiheit und natürlich der Star-Club. Wer es gemächlicher und etwas "deutscher" mochte, hörte sich Schlagermusik an. Das Fernsehen startete seinen Siegeszug durch die Wohnstuben der westdeutschen Bevölkerung. Die Mode wurde knapp. Seine Ausprägung manifestierte sich im Minirock als dem Bekleidungsstück dieses Jahrzehnts. Die Frisuren wuchsen bei den Frauen in die Höhe. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft sorgte ein Tor im Londoner Wembley-Stadion für ziemlich viel Furore. Und natürlich das Auto: Es begann sich vom reinen Fortbewegungsmittel zu einem Statussymbol zu entwickeln. Am Wochenende pflegte man sein Schmuckstück in aller Öffentlichkeit.

Lust auf mehr bekommen? Dann lade ich ein, mich auf dem Weg durch das Beat- und Beehive-Jahrzehnt zu begleiten.