Robert Unterburgers „Müßiggang und Hirnschmalz“ wirken anregend, belebend und entspannend!
Allersberg
              - 
              „Unbedingt weitersagen! Robert Unterburger hat
              einen neues Buch mit interessanten Erzählungen und
              Kurzgeschichten fertig gestellt und
              veröffentlicht!“ So könnte die Botschaft
              lauten, die einem Robert Unterburgers Buch, das den
              geheimnisvollen Titel „Müßiggang und
              Hirnschmalz“ trägt, nach der erfolgten
              Erstlektüre entlocken möchte. Ebenso geheimnisvoll,
              grotesk und skurril wie viele seiner Geschichten
              sind, wirkt bereits das ansprechende und farbenfrohe
              Titelfoto auf den Leser ein: Bunte, zerfetzte
              Papierschnipsel liegen in einem heillosem
              Durcheinander irgendwo verstreut. Und Unterburger
              bewahrt das Geheimnis seines Titelfotos, zu dem man
              instinktiv immer wieder zurückblättert, lange, um es
              im Laufe seines Buches, zwischen den Zeilen stehend,
              irgendwann doch noch aufzulösen.
              
              Vielfältig und reichhaltig sind die Schreibthemen,
              die der Allersberger Hauptschullehrer, ehrenamtliche
              Kreisarchivpfleger und begeisterter Schriftsteller
              mit gedanklicher wie sprachlicher Akribie sowie einer
              spürbarer Liebe zum geschriebenen Wort seinen Lesern
              anbietet: Dabei tritt Robert Unterburger sowohl in
              seinen Satiren und Erzählungen überwiegend als
              Protagonist auf, der in der „Ich-Form“
              erzählt. Dies gibt dem Buch eine sehr persönliche,
              manchmal atemberaubende Note.
              
              Außerdem ist sein Buch fest mit seiner
              mittelfränkischen Heimat verwurzelt: Zahlreiche
              Geschichten spielen in „seinem“ geliebten
              Landkreis Roth. So mag es nicht verwundern, dass
              Robert Unterburger der Stadt Roth eine eigene,
              autobiografische Erzählung unter dem Titel
              
              „Und ich guckte dumm 
              aus der Wäsche: Meine Erfahrungen mit
              Roth“ widmet.
              Hierbei erzählt er selbst erlebte, kuriose und daher
              einzigartige Anekdoten aus seiner bisherigen
              Tätigkeit als freischaffender Kultur-Journalist der
              „Roth-Hilpoltsteiner-Volkszeitung“. Dass
              dabei gerade die vermeintlichen „Stars“
              nicht immer leicht zu „händeln“ sind,
              davon weiß Robert Unterburger ein
              „literarisches Lied“ zu singen.
              
              
              In seiner tiefgründigen und doch amüsanten
              Titelgeschichte 
              „Müßiggang und Hirnschmalz“
              ist
              seine „... behütete Welt aus den Fugen
              geraten“: Als eingelieferter
              „Zwangspatient“ einer Nervenheilanstalt
              prangert er von dort die Missstände auf dieser Erde
              lautstark an und macht sich dadurch bei den ihn
              behandelnden „Ärzten“, „Narren
              allesamt“, mehr als unbeliebt. Sie zwingen ihn
              daraufhin mit den radikalen Methoden einer
              Nervenheilanstalt zum gedanklichen Müßiggang, obwohl
              das Hirnschmalz noch reichlich vorhanden wäre.
              
              In seiner autobiografischen Erzählung
              
              „Vor Ort“ resümiert
              der Autor im Auto gedankenverloren über seine
              bisherige journalistische Karriere. Wie so oft ist er
              unterwegs zu einem Pressetermin und hängt seinen
              Gedanken und Gefühlen nach. Etwas zu intensiv, wie
              sich herausstellt ...
              
              Ein vierzehnjähriger Junge, einst Unterburgers
              Schüler, steht im Mittelpunkt der wahren, sehr
              humorvollen Begebenheit 
              „Es erwischte den
              Falschen“.
              
              Egal, ob Unterburger von einem fiktiven
              „Knödel-Fabrikanten“, der urplötzlich
              schwanger geworden ist, erzählt, oder den ominösen
              Dosenöffner verflucht, der ihm die Fischsoße ins
              Gesicht spritzen lässt, gerade die Details seiner
              Satiren sowie deren sprachliche Frische fesseln und
              überzeugen den Leser: Sie lassen ihn tief in die
              Handlung eintauchen.
              
              Wenn die Chefin einer Hauptschule ihren Schlüsselbund
              verlegt hat, kann es im Schulhaus „heiß
              hergehen“. Helle Aufregung herrscht also in der
              Erzählung 
              „Schlüsselbund weg!“,
              doch „Kommissar Unterburger“ rettet den
              „Fall“ nicht ohne Ironie und Witz.
              
              Vielleicht herausragend komödiantisch seine
              Erzählung 
              „Ein total versauter
              Tag“.
              Robert Unterburger muss Röcke tragen, obwohl er gar
              kein Schotte ist. Und das aus einem ganz bestimmten
              Grund. Und dieser heißt schlicht und einfach
              „Elvira“. „Elvira“ hält ihn
              ganz schön auf Trab …
              
              Eher nachdenklich-satirisch wird es, wenn Albrecht
              Dürer nach 500 Jahren naturgemäßer Abwesenheit in
              alter Kluft unvermutet und unvermittelt in seiner
              Heimatstadt Nürnberg auftaucht, dort den OB Maly zu
              sprechen wünscht und sich bei diesem lauthals über
              seine eigene, kommerziell erfolgte Vermarktung
              beschwert. Sehr belebend wirkt in dieser Geschichte
              (wie in mehreren anderen auch) der Einbezug des
              „Fränkischen Dialektes“: …
              „Schau ner hi, der Dürrer is widda dou!“,
              sagt ein Mann mit unverkennbar Nürnberger
              Zungenschlag zu seiner Frau.“ …
              „Wos fürn Dürrer … Iich siech blous
              lauter gut genährte Menschen ...“
              
              Die witzigen Satiren 
              „Auf den Hund gekommen“ und
              „Glasscherben“ entführen
              den Leser in die Tierwelt: Ein lustiger Hund stellt
              den Haushalt schier auf den Kopf und die Affen im Zoo
              betrachten die menschlichen Gaffer durch ihr
              gläsernes Verlies. Sie rasten förmlich aus und
              …
              
              
              Überaus aufwühlend empfindet man als Leser Robert
              Unterburgers autobiografische Erzählung
              
              „Winterbetrachtungen“.
              
              Allzu früh ist seine Frau verstorben, und so streift
              sein Blick wie so oft auch an diesem Wintertag
              wehmütig und voller Melancholie durch den
              verschneiten Garten, in dem er als Symbole des jäh
              vergangenen Sommers unter den Schneemassen noch die
              Umrisse des nie mehr benutzten Grills sowie der nicht
              weggeräumten Sonnenliegen auszumachen vermag.
              
              
              Robert Unterburger ist es wieder einmal gelungen, den
              Leser mit seinen Erzählungen, Kurzgeschichten,
              Anekdoten und Satiren direkt anzusprechen, ihn zu
              erreichen und mit seinen abwechslungsreichen Themen
              und interessanten Handlungen „gefangen zu
              nehmen“. Dabei sind seine Geschichten aber nur
              vordergründig humorvoll-amüsant zu sehen. Stets
              dringt seine Fähigkeit, Dinge tiefgründig zu
              durchdenken, ihnen auf den Grund zu gehen, nicht
              nachzugeben, an die Oberfläche. Dabei deckt er auch
              Missstände unserer Gesellschaft auf, die ihn zutiefst
              bewegen und die er wortgewaltig anprangert. Er
              bezieht dabei eine eindeutige Stellung: „...Die
              ganze Welt ist ein Irrenhaus. … Da möchte ich
              nicht der einzige Normale sein ...“
              
              Fazit: Man legt das Buch als Leser nur ungern aus der
              Hand und stellt es nach der Lektüre nicht unter
              abgehakt, gelesen und erledigt zu seinen zahlreichen
              Brüdern und Schwestern in den Schrank. Dazu ist es
              inhaltlich wie sprachlich einfach viel zu interessant
              und viel zu abwechslungsreich. Darüber hinaus wurde
              es von der Künstlerin Manuela Müller mit zahlreichen
              belebenden Zeichnungen passend illustriert:
              
              Robert Unterburger im Rock vor seinem Auto …
              Albrecht Dürer im Gewand … die Affen machen
              Randale … ein filigraner Kirschbaum ...
              Selbstportäts … und...und... und.
              
              Und … da ist noch das außergewöhnliche
              Titelfoto.
              
              Also: Weitersagen!
              
              
              
Karl-Gustav
              Hirschmann
              
              
              
              
              
(Robert
              Unterburger, „Müßiggang und Hirnschmalz“,
              Erzählungen und Kurzgeschichten, 2011, erschienen in
              der Edition Knurrhahn im Thomas Rüger Verlag,
              Nürnberg, ISBN 978-3-932717-38-3, 134 Seiten, Preis:
              9,90 €.
              
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