Die blinde Biografin aus Erlangen

Daniela Preiß liest und schreibt für ihr Leben gern und das obwohl sie nichts sehen kann. Sie hat nicht nur Buchwissenschaften in Erlangen studiert, sondern sich ebenfalls zur Biografin ausbilden lassen.

Bayerischer Rundfunk

Außergewöhnliche Autorenlesung auf der Autorenbühne Feuerlein

ROTH – Eine außergewöhnliche Autorenlesung mit zwei Autorinnen aus Erlangen und einem Erlanger Gitarristen erlebte das Publikum auf der Autorenbühne Feuerlein. Das Außergewöhnliche: Daniela Preiß., eine der beiden Autorinnen, ist blind, und auch der Gitarrist Armin Nembach ist blind. Mit hervorragenden Interpretationen klassischer, aber auch populärer Musik umrahmte der junge blinde Musiker die Lesungen der beiden Autorinnen Astrid Schwabe und Daniela Preis, die beide ihren aktuellen Roman vorstellten.

In der ersten Hälfte machte Astrid Schwabe Appetit auf ihren Krimi „Judiths Schal“, der 2009 in der Edition Knurrhahn des Thomas Rüger Verlags Nürnberg erschienen ist. Astrid Schwabe unterrichtet seit über 20 Jahren Biologie und Chemie an einem Erlanger Gymnasium. „Skurrile Erfahrungen mit Schülern und Kollegen“ drängten sie, so ihre Begründung, einen Krimi zu schreiben, dessen Schauplatz ein Gymnasium in Erlangen ist.

In ihrem Krimi „Judiths Schal“ steht Karin Richter als Protagonistin im Mittelpunkt. Karin Richter hat sich ihr Leben nach einem schweren Schicksalsschlag neu eingerichtet. Sie ist Lehrerin am Albert-Einstein-Gymnasium in Erlangen und liebt ihren Beruf. Eines Tages jedoch ereignet sich ein mysteriöser Todesfall. Die Putzfrau Marlene Schultheiß entdeckt den Konrektor Dr. Berger tot im Lehrerzimmer.

Damit nehmen die Ereignisse ihren Lauf. Die Diagnose des Arztes Dr. Franke, der als natürliche Todesursache „Tod durch Ersticken“ attestiert, kommt schnell ins Wanken, als die Chemielehrerin Karin Richter Mandelgeruch an der Leiche bemerkt. Sie weiß: Blausäure riecht nach Mandeln.

Karin entwickelt einen ungeheuerlichen Verdacht. Aber wem soll sie sich anvertrauen? Gemeinsam mit ihrer Freundin und Kollegin Heike macht sie sich auf die Suche nach Beweisen. Ein gefährliches Unterfangen …

Nach der Pause trug die blinde Autorin Daniela Preiß, die sich „Danny P.“ nennt, einige Kostproben aus ihrem Erstlingsroman „Süßer Wahnsinn … und nichts ist, wie es scheint“ vor. Sie las mittels Blindenschrift (Braille). Ihr Roman erschien 2010 ebenfalls in der Edition Knurrhahn des Thomas Rüger Verlags Nürnberg.

Daniela Preiß wurde 1985 in Wunsiedel im Fichtelgebirge geboren. Sie ist blind von Geburt an. Schon früh entdeckte sie ihre Liebe zu Büchern. „Mein Leben heißt schreiben“, sagte sie, „ohne Bücher wäre mein Leben leer wie ein Wasserglas“. Im Jahre 2006 machte sie Abitur am gleichen Gymnasium, an dem Astrid Schwabe unterrichtet. Astrid Schwabe war ihre Chemie- und Biologielehrerin.

Neben persönlichen Schicksalsromanen, von denen „Süßer Wahnsinn“ einer ist, verfasst Daniela Preiß Kurzgeschichten und Krimis. Zudem arbeitet sie an zwei Fantasy-Serien. Zurzeit verfasst sie eine Biographie - aber nicht die eigene – und plant ein Hörbuch. Sie veröffentlichte im Internet Artikel, unter anderem über „Barrierefrei studieren“ und informiert über „Foto-Lese-Tast-Hörbücher“.

Heute studiert die blinde Autorin Buchwissenschaft, Politische Wissenschaft und Neuere und Neueste Geschichte in Erlangen. Um ihre schriftstellerischen Fertigkeiten auszubauen, nimmt sie überdies an einem Fernlehrgang der Hamburger Schule des Schreibens teil.

„Auch bei mir gibt es einen Mord“, verriet Daniela Preiß, als sie Kostproben aus ihrem Psychokrimi „Süßer Wahnsinn …und nichts ist, wie es scheint“ las. Protagonistin ist die Publizistikstudentin Marlen aus Erlangen.

Marlens Vater ist gestorben, bevor sie geboren wurde, ihre Mutter Mechthild ist Alkoholikerin. Nie schenkt Marlen ihrer Tochter auch nur ein freundliches Wort. Marlen fühlt sich zu Professor Leonhard Marder hingezogen, schließlich ist sie seine Studentin.

Beim Schwimmen mit Kathrin und ihrem Freund Robert läuft Marlen aus dem Schwimmbad fort, weil sie sich wegen ihres unförmigen Körpers schämt. Doch damit noch nicht genug. Sie findet ihre eigene Oma tot im Bett. Als Mechthild, Marlens Mutter, hinzukommt, stößt Marlen ihre Mutter weg. Keiner scheint Marlen zu verstehen. Keiner scheint Marlen zu verstehen, keiner zu lieben außer Professor Marder, der sie „Leon“ nennt. Doch die beiden müssen für ihre Gefühle teuer bezahlen. Und nicht nur sie…

Am Ende der ungewöhnlichen Lesung machte Daniela Preiß die Zuhörer mit der Blindenschrift vertraut, und Astrid Schwabe als gelernte Chemielehrerin demonstrierte ihnen einige spektakuläre Chemieversuche.


ROBERT UNTERBURGER

Morbide Romanze

„Süßer Wahnsinn“: Blinde Autorin hat Buch geschrieben