Am besten ist er, wo er schräg wird - Robert Unterburger hat mit "Ganz weit weg" neue kleine Erzählungen veröffentlicht

Robert Unterburger gehört zu jenen, die seit vielen Jahren schreiben: Für die regionalen Zeitungen Berichte, was ihm den wenig geliebten Titel des „Kulturfuzzys“ eingebracht hat (und ihm auch nicht gerecht wird!). Darüber hinaus sind es Texte, die sich mit geschichtlichen bzw. heimatkundlichen Aspekten des Landkreises beschäftigen. In letzter Zeit ist das Gründungsmitglied der Autorengruppe Sonderzeit mit Erzählungen an die Öffentlichkeit gegangen, und schon folgt der nächste Streich. „Ganz weit weg“ heißt der Band, der Kurzgeschichten versammelt, oder besser: kleine Erzählungen. Sehr unterschiedliche Texte hat der 54jährige Hauptschullehrer aus Allersberg in diese Sammlung gegeben, überwiegend skurrile Geschichten, die dem Leser bekannte wie unbekannte Inhalte liefern. Am besten ist Robert Unterburger dort – und das schon immer – wo er richtig „schräg“ wird und das Skurrile auf die Spitze treibt oder auch dort wo er bei seinem „historischen“ Leisten bleibt. Er kann es durchaus: Lustig schreiben, sarkastisch mitunter, mit feiner Ironie, witzig und dann auch wieder derb, fränkisch-knuffig. Der Leser findet Geschichten, wie beispielsweise jene, wo der Erzähler sich im Dunkel mit einer Holzfigur balgt oder jene, in der ein Volltrottel versucht, einen Banküberfall zu begehen. Stark ist Unterburger aber auch eben dort, wo er die Geschichten mit Geschichte füllt, wie in „Burg Abenberg oder Meine Suche nach Romantik“. Genau das ist seine Nische, hier spürt man, dass er sich wohlfühlt, und kein anderer Autor ist in diesem Komplex so präsent und mit fundiertem Wissen ausgestattet wie er. Schade, dass diese Geschichten nicht häufiger von ihm kommen und nicht eine größere Zahl in dem Buch zu finden ist. Stattdessen – leider – irritiert er den Leser mit melancholischen Abgründen, die definitiv keine Kurzgeschichten sind und auch keine Erzählungen, sondern in andere, zugesperrte Schubladen gehören. Das Haar in der Suppe ist aber nicht unappetitlich genug, dass es den Lesespaß insgesamt vergällen würde, denn nahezu jedes Buch weist ein solches Haar auf. Robert Unterburger schreibt ohne Schnörkel, gerade und frei, er hat weder Zeit für intensive Beschreibungen noch einen Sinn für Geschwurbel und er schreibt, ohne sich insgesamt lange aufzuhalten. Das treibt die Geschichten voran mit einigem Tempo und ist angenehm wie für Kurzgeschichten typisch, lässt sie aber auch manchmal hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben. Nicht nur einmal würde sich der Leser sogar ein wenig mehr Tiefgang wünschen, den diese und jene Geschichte verdient und auch gebraucht hätte. So verkümmern witzige Ideen an der Oberfläche, was mehr als schade ist, denn der Autor könnte (!) anders. Aber andererseits ist das, was Unterburger mit „Ganz weit weg“ vorlegt, gemessen an seinen bisherigen Veröffentlichungen und seinem eigenen Stil konsequent, und insofern gibt’s dann auch kaum etwas zu mäkeln, denn die Redlichkeit des Autors vor sich selbst ist das Maß der Dinge. Fazit: Könnte unterm Weihnachtsbaum Freude bereiten!

GERD BERGHOFER
Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung (RHV)


Ganz weit weg, Kurzgeschichten, verlegt in der Edition Knurrhahn im Thomas Rüger Verlag, ISB 978-3-932717-31-4, broschiert, 150 Seiten, Preis: 8 €.

Geschichten über das Leben vor dem Tod

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