Berghofer
Am besten ist er, wo er schräg wird - Robert Unterburger hat mit "Ganz weit weg" neue kleine Erzählungen veröffentlicht
15/11/08 19:59 Abgelegt in:Presse
Robert Unterburger gehört zu jenen, die seit vielen
Jahren schreiben: Für die regionalen Zeitungen
Berichte, was ihm den wenig geliebten Titel des
„Kulturfuzzys“ eingebracht hat (und ihm
auch nicht gerecht wird!). Darüber hinaus sind es
Texte, die sich mit geschichtlichen bzw.
heimatkundlichen Aspekten des Landkreises
beschäftigen. In letzter Zeit ist das
Gründungsmitglied der Autorengruppe Sonderzeit mit
Erzählungen an die Öffentlichkeit gegangen, und schon
folgt der nächste Streich. „Ganz weit
weg“ heißt der Band, der Kurzgeschichten
versammelt, oder besser: kleine Erzählungen. Sehr
unterschiedliche Texte hat der 54jährige
Hauptschullehrer aus Allersberg in diese Sammlung
gegeben, überwiegend skurrile Geschichten, die dem
Leser bekannte wie unbekannte Inhalte liefern. Am
besten ist Robert Unterburger dort – und das
schon immer – wo er richtig
„schräg“ wird und das Skurrile auf die
Spitze treibt oder auch dort wo er bei seinem
„historischen“ Leisten bleibt. Er kann es
durchaus: Lustig schreiben, sarkastisch mitunter, mit
feiner Ironie, witzig und dann auch wieder derb,
fränkisch-knuffig. Der Leser findet Geschichten, wie
beispielsweise jene, wo der Erzähler sich im Dunkel
mit einer Holzfigur balgt oder jene, in der ein
Volltrottel versucht, einen Banküberfall zu begehen.
Stark ist Unterburger aber auch eben dort, wo er die
Geschichten mit Geschichte füllt, wie in „Burg
Abenberg oder Meine Suche nach Romantik“. Genau
das ist seine Nische, hier spürt man, dass er sich
wohlfühlt, und kein anderer Autor ist in diesem
Komplex so präsent und mit fundiertem Wissen
ausgestattet wie er. Schade, dass diese Geschichten
nicht häufiger von ihm kommen und nicht eine größere
Zahl in dem Buch zu finden ist. Stattdessen –
leider – irritiert er den Leser mit
melancholischen Abgründen, die definitiv keine
Kurzgeschichten sind und auch keine Erzählungen,
sondern in andere, zugesperrte Schubladen gehören.
Das Haar in der Suppe ist aber nicht unappetitlich
genug, dass es den Lesespaß insgesamt vergällen
würde, denn nahezu jedes Buch weist ein solches Haar
auf. Robert Unterburger schreibt ohne Schnörkel,
gerade und frei, er hat weder Zeit für intensive
Beschreibungen noch einen Sinn für Geschwurbel und er
schreibt, ohne sich insgesamt lange aufzuhalten. Das
treibt die Geschichten voran mit einigem Tempo und
ist angenehm wie für Kurzgeschichten typisch, lässt
sie aber auch manchmal hinter ihren Möglichkeiten
zurückbleiben. Nicht nur einmal würde sich der Leser
sogar ein wenig mehr Tiefgang wünschen, den diese und
jene Geschichte verdient und auch gebraucht hätte. So
verkümmern witzige Ideen an der Oberfläche, was mehr
als schade ist, denn der Autor könnte (!) anders.
Aber andererseits ist das, was Unterburger mit
„Ganz weit weg“ vorlegt, gemessen an
seinen bisherigen Veröffentlichungen und seinem
eigenen Stil konsequent, und insofern gibt’s
dann auch kaum etwas zu mäkeln, denn die Redlichkeit
des Autors vor sich selbst ist das Maß der Dinge.
Fazit: Könnte unterm Weihnachtsbaum Freude bereiten!
GERD BERGHOFER
Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung (RHV)
Ganz weit weg, Kurzgeschichten, verlegt in der Edition Knurrhahn im Thomas Rüger Verlag, ISB 978-3-932717-31-4, broschiert, 150 Seiten, Preis: 8 €.
GERD BERGHOFER
Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung (RHV)
Ganz weit weg, Kurzgeschichten, verlegt in der Edition Knurrhahn im Thomas Rüger Verlag, ISB 978-3-932717-31-4, broschiert, 150 Seiten, Preis: 8 €.
Geschichten über das Leben vor dem Tod
01/06/08 22:52 Abgelegt in:Presse
Rezension von Gerd Berghofer zum
neuesten Buch von Robert Unterburger
“Geschichten über das Leben vor dem
Tod”