Stefan Arold - Interessantes für Interessierte

Clementine lässt grüßen...

Durch die prosperierende Wirtschaft in den 50er Jahren, füllten sich die Regale der Geschäfte und Warenhäuser nach und nach nicht nur mit Alltags- sondern auch mit Konsum- und Luxusgütern. Die Kaufkraft der Bundesrepublik bedingt durch Löhne und Gehälter stieg zwar langsam aber beständig.

Die Bundesbürger konnten das Leben wieder genießen. Nach entbehrungsreichen Kriegsjahren wollte man mit dem aufkommenden Wirtschaftswunder verlorenes Lebensgefühl nachholen. Da aber im Laufe der Zeit mehr produziert als konsumiert wurde, mussten sich die Unternehmen Strategien zurecht legen, mit denen sie ihre Produkte besser bei den Kunden platzieren konnten. Zu Beginn der 50er wurde noch häufig von "Reklame" gesprochen, schon bald setzte sich der Begriff "Werbung" durch.
Bereits damals begann man gezielte Käuferschichten und ihre Bedürfnisse anzusprechen und es ist interessant, einige Werbeslogans von damals mit der heutigen Werbung zu vergleichen. Erstaunlich, dass sich einige Werbebotschaften in mehr als fünfzig Jahren überhaupt nicht verändert haben, oder hätten sie gewusst, dass "Rennie" schon 1956 "den Magen aufgeräumt hat" oder es schon damals "einen Asbach Uralt wert war"? Und natürlich wusste "Bauknecht" schon damals, was sich Frauen wünschen.
werbungWährend heute allerdings der Gesundheitsaspekt vieler Produkte im Vordergrund steht, hatte das in jener Zeit eine untergeordnete Rolle. An erster Stelle stand nämlich das Werben für Genussmittel. Für uns heute schon bald unvorstellbar, prangten in fast allen Illustrierten ganzseitige Werbung für Zigaretten, Tabak, Spirituosen und Lebensmittel aller Art (Fress- und Konsumwelle ließen grüßen). Darüber hinaus waren es vor allem Pflegeartikel, für den Herren das Rasier- und Haarwasser sowie die Haarpomade, für die Frau "Kölnisch Wasser" Eau de Toillette, Hautcremes und Puder, die das Augenmerk der geneigten Kundschaft auf sich ziehen sollte. Außerdem wurde für Artikel geworben, die es Frauen erleichterten, ihre Arbeit im Haushalt zu meistern. Fertigprodukte von Dr. Oetker oder Knorr, Haushaltsgeräte wie Staubsauger, Waschmaschinen, Mixer und Bügeleisen sind ebenso angepriesen worden wie Waschmittel, die so weiß waschen konnten, wie kein anderes Produkt. Alles sollte die Hausfrau bei ihrer Tätigkeit unterstützen, so dass sie mehr Zeit für ihren Mann und die Familie aufbringen konnte. Wenn sie dann immer noch  am Rande des Zusammenbruchs war, half das altbewährte "Frauengold" und damit war alles wieder im Lot. So steht die Werbung der 50er Jahre auch für das damalige Rollenverständnis von Mann und Frau.

Die moderne Unterhaltungselektronik (Radiogeräte, Fernseher, Tefifon und Tonbänder) spielte ebenfalls eine große Rolle und mit dem Aufkommen der Zeitschrift "BRAVO" 1956 - damals noch ganz renommiert als Zeitschrift für Rundfunk und Fernsehen verkauft - wurde sogar die Jugend als potentielle Käuferschicht für Produkte entdeckt. Mittel zum Beseitigen von Pickeln und anderen Hautunreinheiten standen damals wie heute in der Werbung hoch im Kurs. Natürlich durfte in solch einer Zeitschrift die Werbung für die aktuellsten Modeartikel der kommenden Saison auch nicht fehlen. Und der Herz-Schmerz wurde bereits in den 50er Jahren mit bunten Fortsetzungsromanen in der BRAVO bedient.

hb-maennchen In dieser Dekade war die Werbung noch bieder und vor allem darauf bedacht, eine seriöse Aussage zu beinhalten. Aber schon mit dem "HB-Männchen" das seit 1956 in die Luft ging, traten andere Aspekte Botschaften in den Vordergrund - "Mach doch mal Pause und geh nicht gleich in die Luft" stand für Entspannung bei einer Zigarette. Danach erledigt sich die Arbeit ganz von alleine. Für die gesunheitlichen Gefahren des Rauchens interessierte man sich damals noch nicht.

knatterton Kurzweilige Unterhaltung boten die Zeitschriften auch mit so genannten "Comic-Strips", in Deutschland zunächst noch als bebilderte Kurzgeschichten bezeichnet. Unangefochtener Star war der seit 1951 in der "QUICK" auftretende "Nick Knatterton", der teils mit spitzfindigen Kommentaren und Seitenhieben auf Politik und Gesellschaft sein Fälle löste.
Nick Knatterton ist längst zu einer Kultfigur geworden und begeistert auch noch fünfzig Jahre nach seinem ersten Erscheinen viele Menschen mit seinem "Ich kombiniere". Darüber hinaus gab es als Antwort auf Micky Maus noch die von Rolf Kauka gezeichneten Füchse "Fix und Foxi" sowie kurzweilige Unterhaltung mit unterschiedlichen Westernhelden wie Billy Jenkins, Tom Prox oder den Weltraumabenteuern von Sun Koh.