Die Bundesbürger konnten das Leben wieder genießen. Nach
entbehrungsreichen
Kriegsjahren wollte man mit dem aufkommenden Wirtschaftswunder
verlorenes Lebensgefühl nachholen. Da aber im Laufe der Zeit mehr
produziert als konsumiert wurde, mussten
sich die Unternehmen Strategien zurecht legen, mit denen sie ihre
Produkte besser bei den Kunden platzieren konnten. Zu Beginn der 50er
wurde noch häufig von "Reklame"
gesprochen, schon bald setzte sich der
Begriff "Werbung" durch.
Bereits damals begann man gezielte Käuferschichten und ihre
Bedürfnisse anzusprechen und es ist
interessant, einige
Werbeslogans von damals mit der heutigen Werbung zu vergleichen.
Erstaunlich, dass sich einige Werbebotschaften in mehr als
fünfzig
Jahren überhaupt nicht verändert haben, oder
hätten sie
gewusst, dass "Rennie"
schon 1956 "den Magen
aufgeräumt hat" oder es schon damals "einen
Asbach Uralt wert war"?
Und natürlich wusste "Bauknecht" schon damals, was sich Frauen
wünschen.
Während
heute allerdings der Gesundheitsaspekt vieler Produkte
im Vordergrund
steht, hatte das in jener Zeit eine untergeordnete
Rolle. An
erster Stelle stand nämlich das Werben für
Genussmittel.
Für
uns
heute schon bald unvorstellbar, prangten in fast allen Illustrierten
ganzseitige Werbung für Zigaretten, Tabak, Spirituosen und
Lebensmittel aller Art (Fress- und Konsumwelle ließen
grüßen). Darüber hinaus waren es vor allem
Pflegeartikel, für den Herren das Rasier- und Haarwasser sowie
die
Haarpomade, für die Frau "Kölnisch Wasser" Eau de
Toillette,
Hautcremes und Puder, die das Augenmerk der geneigten Kundschaft auf
sich ziehen sollte. Außerdem wurde für Artikel
geworben,
die es Frauen erleichterten, ihre Arbeit im Haushalt
zu
meistern. Fertigprodukte von Dr. Oetker oder Knorr,
Haushaltsgeräte wie Staubsauger, Waschmaschinen, Mixer und
Bügeleisen sind ebenso angepriesen worden wie Waschmittel, die so
weiß waschen konnten, wie kein anderes Produkt. Alles sollte
die
Hausfrau bei ihrer Tätigkeit unterstützen, so dass
sie mehr
Zeit
für ihren Mann und die Familie aufbringen konnte. Wenn sie dann immer
noch am Rande des Zusammenbruchs war, half das
altbewährte "Frauengold" und damit war alles wieder im Lot. So
steht die Werbung der 50er Jahre auch für das damalige
Rollenverständnis von Mann und Frau.
Die moderne Unterhaltungselektronik (Radiogeräte, Fernseher, Tefifon und Tonbänder) spielte ebenfalls eine große Rolle und mit dem Aufkommen der Zeitschrift "BRAVO" 1956 - damals noch ganz renommiert als Zeitschrift für Rundfunk und Fernsehen verkauft - wurde sogar die Jugend als potentielle Käuferschicht für Produkte entdeckt. Mittel zum Beseitigen von Pickeln und anderen Hautunreinheiten standen damals wie heute in der Werbung hoch im Kurs. Natürlich durfte in solch einer Zeitschrift die Werbung für die aktuellsten Modeartikel der kommenden Saison auch nicht fehlen. Und der Herz-Schmerz wurde bereits in den 50er Jahren mit bunten Fortsetzungsromanen in der BRAVO bedient.