In
den Fünfziger Jahren schätzten die Deutschen italienische Schlager
ebenso
wie den deutschen Heimatfilm. Italienische Künstler wie Vico
Torriani, Caterina Valente oder Domenico Modugno waren gefragte
Künstler. Sangen sie doch von ihrer Heimat, der Sonne und dem
warmen Süden und verstärkten zugleich den heimlichen
Wunsch,
auch einmal den Urlaub in der
Fremde zu verbringen oder
ferne Ziele zu besuchen. Endlich mal der heimischen
Tristesse - die Kriegsschäden waren noch deutlich zu sehen -
zu
entfliehen, das war für viele Bundesbürger das gesetzte Ziel. Alleine
der Weg
war
beschwerlich, vor allem
dann, wenn es an einem fahrbaren Untersatz fehlte.

Deutschland
hatte
nach dem Krieg viel
Nachholbedarf und mit dem stetig wachsenden Wohlstand wuchs das
Verlangen nach Unabhängigkeit. Mit Hilfe eines Zweirads oder Autos
wollte man seine
Leistungsfähigkeit nicht nur optisch zum Ausdruck bringen.
Wollte man sich auch unabhängig bewegen, so war dies die Voraussetzung
dafür neue Länder und Menschen kennenlernen zu können. Nur so ließen
sich die ersehnten Orte auf
individuelle Art und Weise erkunden. Wer sich das nicht leisten
konnte, versuchte seinen Urlaubsort zumindest mit der Bahn oder dem Bus
zu erreichen.
Aufgrund alliierter Bestimmungen gab es für den Individualverkehr
zunächst
viele Restriktionen und Produktionsbeschränkungen. Und
außerdem ging es den Deutschen zunächst darum, die Existenz
mit dem Wichtigsten zum Überleben zu sichern. Erst als die
Wirtschaft nach und nach wuchs, entwickelte sich auch ein bescheidener
Wohlstand. Ein eigenes Auto war von je her ein teures Luxusgut. Alleine
ein VW-Käfer, grundsätzlich als Auto für die breite Masse
konzipiert, kostete in der Einstiegsvariante rund 3.500 DM.
Bei einem Durchschnittsverdienst von ca. 300,- DM monatlich
musste Otto-Normalverbraucher inmitten der fünfziger
Jahre ganz schön tief in die Tasche greifen um sich
ein derartiges Luxusgut leisten zu können.
Aber es gab Alternativen: Das Zweirad, und hier vornehmlich
der Roller,
boten einen preiswerten Ersatz, um sich mit einem fahrbaren Untersatz
auszustatten. Darüber hinaus gab es in Deutschland eine Reihe
von Kleinfahrzeug-Produzenten, die z.B. der ehemaligen
Flugzeugproduktion entstammten und aufgrund des Verbots Flugzeuge
herzustellen, nach einem neuen Absatzgebiet suchten. Sie fanden dies in
der
Fertigung von Kleinfahrzeugen.
"
Menschen in Aspik"
waren glücklich über ihren "
Schneewittchensarg",
auch
wenn sie sich manchmal etwas unbequem in ihren Kabinenroller
zwängen mussten oder mit ihrer "
Knutschkugel"
oder
dem "
Goggo"
auf
große Reise gingen. Bei Anschaffungskosten, die in etwa nur
die Hälfte eines normalen Autos betrugen, war
zumindest die gewünschte Mobilität
gewährleistet.
Richtige Autos allerdings, wie ein Opel "Kapitän", ein
Borgward
"Isabella", ein DKW 3=6 oder gar ein Mercedes "SL" waren nach wie vor
auf Deutschlands Straßen die große Ausnahme und nur
für einen begüterten Personenkreis erschwinglich. Wo
immer solch ein Fahrzeug auftauchte, wurde es bestaunt. An
den Tankstellen wurde damals Service noch groß geschrieben.
Der
Tankwart, half beim Tanken, reinigte die Scheiben oder stand
anderweitig mit Rat und Tat zur Seite. Der Großteil der
Fahrzeuge
benötigte noch ein Zweitakt-Gemisch 1:25. In den
Städten
regelte der Schutzmann auf der Straße den Verkehr. Ampeln
gab es relativ wenige. Und dort, wo das Verkehrsaufkommen
noch relativ gering war, da
lief der Schutzmann durch die Ortschaft oder fuhr mit dem Fahrrad.
Obwohl die
meisten Straßen nach heutigen Maßstäben geradzu leer waren, gab es mehr
Verkehrsunfälle und Verkehrstote, denn
günstige
Mobilität erkaufte man sich damals auch über eine geringere
Verkehrssicherheit. Trotzdem nahm
die Motorisierung der Massen in den 50er Jahren beständig zu. Die
Entwicklung des Individualverkehrs war nicht mehr
aufzuhalten.
Mit deren Folgen muss vor allem die heutige Generation zurecht kommen.
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