Blätter

Unverständlich. Absolut unverständlich.

Diese Schwärmerei für Herbstblätter.

Wie sie schwelgen, diese Naturphantasten, in lyrischen Tönen, kein Reimschema bleibt davon verschont, wenn Verfärbungen die Sinne orgiastisch vernebeln.

Und so wird im Herbst reichlich Ernte eingefahren.

Immer neue Farbtöne durchdringen die beiden Gehirnhälften, mäandern innerhalb wollüstig frohlockender Synapsen, Metastasen an Metaphern zerstören den Blick für den banalen Alltag.

Herbst, das ist die Biomülltonne unter den Jahreszeiten. Doch dieser Biomüll wird unverständlicherweise literarisch erhöht und verklärt.

Abgefallene Blätter erzeugen so eine wohlige Gänsehaut. Wenn diese im Herbstwind rascheln, vibriert das Trommelfell halt- und hemmungslos.

Unverständlich. Absolut unverständlich.

Herbstblätter sind eine Belästigung ersten Ranges, welche durch jährliches Wiederauftreten rein gar nichts von ihrer redundanten Penetranz verlieren.

Ob Fußweg oder Autostraße, ob Zuggleise oder Waldtümpel…

Ekelerregend sammeln sie sich zigbillionenfach an und verschandeln jegliche Landschaft.

Klar, die Blätter bilden den Humus für die kommenden Jahre.

Doch das können tierische oder menschliche Fäkalien genauso.

Aber haben Sie jemals eine Ode an die kackbraunen Würste gelesen?