Fortsetzung

Fortsetzung

Unstet wanderte mein Blick von rechts nach links und von oben nach unten.
Es war ein Fehler gewesen, hierher zu kommen.
Doch er besaß nicht den Mut, einfach aufzusehen und sich zu entfernen. Grußlos oder mit einer fadenscheinigen Begründung. Oder einen wichtigen Handyanruf vortäuschen: Die Frau zuhause entbindet plötzlich – Zwillinge, Drillinge –Fortsetzung im Anmarsch, ein Ende war nicht abzusehen.
Oder die Schimmelkulturen des bioaktiven Joghurts hatten sich außerhalb des solarbetriebenen Ökokühlschranks ausgebreitet und setzen ihr Wachstum nun auf dem honigwachskonservierten Holzfußboden in der Küche fort.
Ausreden ließen sich doch beliebig viele finden.
Es ging auch nicht um deren Originalität oder Glaubwürdigkeit.
Es ging einfach darum, dass er nicht den Mut aufbrachte, sich zu absentieren.
Die Suppe, die man sich eingebrockt hat, muss man auch wieder auslöffeln.
In seinem Falle war es Buchstabensuppe.
Denn er saß in einer Runde lokaler Schreibheroen. Sie schrieben munter vor sich hin, die Kugelschreiber kollabierten beinahe, während sein Stift ungenutzt die Schockstarre seiner Schreibhand aushalten musste.
Aber das Zentrum seiner Schockstarre war in seinem Kopf. Denn seine Gehirnzellen wollten keine kreativen Einfälle produzieren, bleierne Leere setzte sich bis in die hintersten Regionen seiner Hirnsynapsen fest.
Du hast keine Ideen, also beschreibe sie.
Es war wie seinerzeit in der Deutschschulstunde. Das Trauma des Nichtschreibenkönnens in einer Gruppe setzte sich also fort.
Was sollte er tun?
Er studierte bereits mehrfach die ausgehängte Getränkekarte. Doch selbst diese bot ihm keinen Schreibanlass, kein Idee für eine wenigstens bruchstückhafte Geschichte.
Er war hier hergekommen, weil man ihm gesagt hatte, er würde eine Reihe attraktiven Frauen vorfinden.
Und diese ließen sich von guten Geschichtenschreibern mächtig beeindrucken.
Doch in seiner angeborenen Schüchternheit warf er nur kurze Blicke in die Runde der Anwesenden.

Fortsetzung folgt …