Schloss

Müde schloss er die Augen.
Schloss...es durchzuckte ihn magisch.

Ja, ein Schloss im tiefsten Schnee oder mitten in der Wüste - ohne Zufahrtswege, alle Spuren gut verwischt.
Das wäre es doch!
Weg, weit weg von diesen drögen Alltäglichkeiten, den immergleichen Banalitäten, dem nie versiegenden Quell an Stumpfsinnigkeiten.
Die zu Betonfratzen mutierten Städte, eine Arbeitswelt, die nur im Zustand tiefster Bewusstlosigkeit zu ertragen war; Freundschaften, die inflationär die virtuellen Kommunikationswelten bevölkerten, ohne jeglichen Tiefgang.
Das Leben ein Gekommen- und Gegangenwerden; die verbleibenden Lebensjahre waren bereits fein säuberlich auf einer Resterampe aufgestapelt.
Um nicht zu verhungern, verabreichten sie das tägliche Gnadenbrot mit dicker Frustschicht.
Die Lebensperspektiven verdorrten, die Neurosen erblühten.

Er öffnete die Augen. Seine Wärter hatten Ausgang.
Klopfen und Schreien waren vergeblich.
Er betrachtete das hermetisch verriegelte Schloss.
Schloss... es durchzuckte ihn magisch.