Ewige Jungen und unglückliche Franken

Im gerade veröffentlichten "Glücksatlas 2013" nimmt Franken den letzten Platz unter den westdeutschen Regionen ein - danach folgen "nur" noch die ostdeutschen Bundesländer.
Da die ökonomischen Daten Frankens besser sind als der Bundesdurchschnitt, stellt sich die Frage, woran dies liegt. Die Verfasser besagter Studie mutmaßen, hier spiele der kulturelle Faktor eine zentrale Rolle. Es gebe eben einen in Franken stark verwurzelten Grundpessimismus. Insofern mögen die drei jungen Nürnberger Musiker David Sewiolo (Gitarre, Gesang), Florian Rudhart (Gitarre, Gesang) und Sebastian Schütz (Piano) Prototypen dieser psychologischen Verfasstheit sein. Sie firmieren unter dem Bandnamen "A Kiss From Wendy" und präsentieren mit "Hope" ihr Debutalbum. Themen wie Freundschaft und Einsamkeit werden in ihren melancholischen Akustik-Stücken verarbeitet.
Beim Titelsong heißt es: "Waiting for the anthem of a new tomorrow that will take away your sorrow..."
Und die Flucht in den Alkoholkonsum ist Inhalt des Liedes 'Confession': "I tasted the bottle too many times, made me lose control, but I cannot regret, any second I wasted cause I tried to follow my heart...".
Die fränkischen Melancholiker überzeugen nicht nur textlich, sondern auch musikalisch. Sehnsuchtstöne durchziehen in unterschiedlichen Varianten ihre Songs.
Bleibt die Frage nach dem kuriosen Bandnamen. "A Kiss From Wendy" bezieht sich auf eine zentrale Figur aus dem Stück "Peter Pan". Durch einen Kuss von Wendy schafft es Peter Pan letztendlich, sich aus der Rolle des ewigen Jungen zu befreien.
Die fränkischen Musiker geben sich aber wahrlich nicht erwachsen oder sachlich-nüchtern, sondern zeigen eher jugendliches Pathos. Eigentlich müsste eine Region mit solchen Musikern doch glücklich(er) sein ...


A Kiss From Wendy: Hope
im Eigenverlag, 2013