Pianomusik als meditatives Gedankenkino

Schlimmer die Lieder nie klingen
Als in der Weihnachtszeit.
Man würde am liebsten wegspringen -
Die Schleimspur im Ohr ist breit.


Wer in den Tagen und Wochen des hemmungslosen Konsumierens in der Vorweihnachtszeit sich aus den Fängen der akustischen Dauerbeschallung und der sensorischen Deprivation befreien will, kann beispielsweise mit einem Glas Wein und einer guten CD die glühwei(h)nachtliche Sinnesvernebelung auflösen.
Das Ozella Label hat hierzu ein passendes musikalisches Kontrastprogramm aufgelegt.
"The Magic & The Mystery" ist eine Zusammenstellung instrumentaler Titel überschrieben. Sie enthält dreizehn als "Ballads & Lullabies" bezeichnete Stücke von überwiegend skandinavischen Piano Trio Bands im Jazzbereich.
Es sind fast ausschließlich Eigenkompositionen. Auch das David Bowie-Coverstück "Life on Mars" in der Version des Eivind Austad Trio fügt sich gut in diese Anthologie ein.
Das jeweils dominierende Piano changiert zwischen ruhigen und verträumten, verhaltenen und eher beschwingten Tönen.
Und die ergänzenden Musikinstrumente, meistens Bass und Schlagzeug, stehen hierzu in Ergänzung oder auch in bewusstem Kontrast, so dass als Effekt beim Zuhörenden keine süßliche Wohlgefälligkeit, sondern nachdenklicher Ohrenschmaus entsteht.
Somit geben diese akustischen Anreize Anlass für ein meditatives Gedankenkino im Kopf ... und das nicht nur zur Weihnachtszeit.


The Magic & The Mystery of the Piano Trio - Ballads & Lullabies
Ozella Label, 2014

Das fehlende Meer - schottische Exilmusik in Franken

"Frankn licht nedd am Meer" heißt ein Gedichtband des fränkischen Poeten Helmut Haberkamm.
Für einen Menschen, der das wirkliche Meer gewohnt ist, ist das Frankenland dann manchmal doch eine sehr beengte Provinz. Doch diesen Zustand des Fehlens und des Nichtzufriedenseins kann man kreativ zwar nicht lösen, aber doch bewältigen.
Doch der Reihe nach:
Die Schottin Janet M. Christel studiert in ihrer Heimatstadt Glasgow Germanistik. Sie nutzt die Partnerschaft Glasgows mit der fränkischen Metropole Nürnberg, um eben dort eine längere Zeit zu verbringen.
Pikanterweise weisen das schottische "R" und die fränkische Variante hierzu eine markante Ähnlichkeit auf.
Aber für den weiteren Lebensweg von JMC ist es wohl viel entscheidender, dass sie sich in "Herman the German" verliebt... die schottische Germanistin intensiviert die Städtepartnerschaft durch eine private Partnerschaft und zieht infolgedessen komplett ins Frankenland.
Es begannen dann die kreativen Schübe, um das fehlende Meer musikalisch zu kompensieren. Sie schart vor etwa zehn Jahren drei musikalische talentierte Männer um sich, die sich der schottischen und keltischen Musik verschrieben.
Und mit dem Bandkomponisten Ralf Trautner (Gitarren, Keyboard, etc.) sowie Jerry Röschmann (Bass, Percussion) und Udo Schwendler (Akkordeon, Saxofon, Flöten, etc.) hat sie unabhängig von einem Plattenlabe, die CD "JMC3" herausgebracht. Der Vertrieb im Internet läuft über ihre Homepage.
JMC erfindet den schottischen Folkrock nicht neu. Aber ihr sympathische und natürliche Art korrespondiert bestens mit der Musik, deren Fröhlichkeit ansteckenden Charakter hat, die aber nichts mit der tumben Gute-Laune-Musik sattsam bekannter Provenienz zu tun hat.
Und während sich die Musik mal balladesk-getragen, mal in flotten Rhythmen präsentiert, handeln die Texte von der Liebe in unterschiedlichen Formen. Die verpasste Liebe zum lautstarken "Fred", die kurze Liebe eines Sommers, deren Erinnerung sich in einem "Souvenir" manifestiert... oder besonders gelungen der "Moon over Glasgow", der sich am wolkenlosen Himmel als finale Hoffnung zeigt, während auf Erden die käufliche Liebe praktiziert wird.
Sehr poetische Worte über das Heimkommen aus der großen weiten Welt findet JMC im Lied "Going Home". Neben den Eigenkompositionen haben auch zwei Traditionals auf JMC3 Platz gefunden: "Annie Laurie" und das klassische "Auld Lang Syne".
Und das Schlussstück, das Instrumental "The Undanced Wedding Waltz" gibt der Hörerin oder dem Hörer die Gelegenheit, in eigenen Erinnerungen zu schwelgen... mit wem man im Laufe des Lebens gerne einen Hochzeitswalzer getanzt hätte.


Janet M. Christel: JMC3
2014

Musik über den allzu kurzen Sommer auf Island

Welche Assoziationen werden in mitteleuropäischen Köpfen geweckt, wenn sie mit dem nordeuropäischen Inselstaat Island konfrontiert werden? Der Fast-Bankrott des Staates im Gefolge der sog. Banken-Krise? Die raue Natur mit sehenswerten Schauspielen (Geysire ...) oder mit für den Luftverkehr fatalen Folgen (Vulkanasche)?
Sportlich Interessierte können in die Waagschale werfen, dass die in der Mittelmäßigkeit abgestürzte deutsche Handball-Nationalmannschaft neuerdings von einem Isländer trainiert wird; währenddessen konnte die isländische Fußballelf - im Gegensatz zum Team von Joachim Löw - erfolgreich in die Qualifikation zur Fußball-Europameisterschaft 2016 starten.
Ein Schwenk zur isländischen Musikszene dürfte allerdings ahnungsloses Stirnrunzeln hervorrufen.
Sicher, Björk kann als internationale Popgröße bezeichnet werden - aber wie sieht es mit aktuellen Künstlern aus?
Das Label "Beste! Unterhaltung" ist auf seiner musikalischen Schatzsuche in Nordeuropa erneut fündig geworden.
Ylja ist eine bereits 2008 von den beiden Gitarristinnen und Sängerinnen Gigja Skjalardóttir und Bjartey Sveinsdóttir gegründete Akustik-Folkpop-Band. Ihre erste CD veröffentlichten sie dann 2012 - und dieses Debütalbum erscheint nun, mit zweijähriger Verspätung, in Deutschland.
Ylja erfinden den gitarrenorientierten Folkpop nicht neu. Aber die Lieder sind durchaus eine Bereicherung für Freunde akustischer Musik.
Die elfenhaften Töne sind professionell aufgenommen und erinnern an manche irische Volksweisen.
Die isländische Sprache - die Band singt rein auf Isländisch - offenbart einen zusätzlichen Reiz, wenngleich das Textverständnis dadurch natürlich erschwert wird.
Im Lied "Saevindur Hafsson" geht es um einen Fischer und dessen dramatische Erlebnisse auf See und in "Á Rauðum" über den gar allzu kurzen Sommer auf Island.
"Oður til móður" ist eine Ode an die Mütter der beiden Sängerinnen.
Mit personeller Verstärkung und Veränderung (eine Bassistin und Drummer kamen hinzu, der Gitarrist wurde ersetzt) arbeiten Ylja daran, bis zum Jahresende 2014 das zweite Album aufzunehmen.
Es bleibt abzuwarten, ob die Atlantikinsel künftig mit dieser Folkpop-Band assoziiert wird.


Ylja: Ylja
Beste! Unterhaltung, 2014

Eine bairische Ich-AG

Das Etikett "Wider den Zeitgeist" heften sich, ob berechtigt oder eher aus wirtschaftlichem Kalkül, etliche Künstler an.
Die hohe Zeit des auch ökonomisch erfolgreichen Dialekt-Rocks mit Interpreten wie BAP oder Wolfgang Ambros ist schon lange vorbei.
Und doch bietet Mathias Kellner eine Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln auch in sprachlicher Art mit der CD-Veröffentlichung "Hädidadiwari".
Alltagsbetrachtungen auf Bairisch* könnte man dieses Album betiteln. "Hädidadiwari" ist ein geflügeltes Wort in Altbayern: Hätte, täte, wäre ich doch...
Es sind Lebensreflexionen und -beobachtungen, die durch die Verwendung des bairischen Dialekts nicht zur Attitüde werden, sondern an Authentizität gewinnen. Das Leben beschert Aufgaben, die zu lösen sind, denn - so resümiert Mathias Kellner im Titelsong" "Hädidadiwari ...das bringt nix".
Nach mehreren CD-Veröffentlichungen mit seiner Band "Kellner" steht mit dieser Solo-Veröffentlichung die akustische Instrumentierung mit Gitarre, Dobro, Banja und Ukulele im Vordergrund.
"Wieder a Dog" (Wieder ein Tag) ist mit den für den Künstler typischen Gitarrenriffs unterlegt und erzählt von der Langsamkeit und von der Lebenshaltung, die Dinge hinauszuschieben, bis der Tag vorüber ist und man wieder mal "gar nix g'schafft hod".
Durchaus meisterlich ist die Adaption des Robert Palmer Klassikers "Johnny & Mary"... von wegen Dialekt ist altbacken und unzeitgemäß!
Kellners Künstlerkarriere mutet ein bisschen wie die bayerische (bzw. bairische) Art der US-amerikanischen Tellerwäscher-Saga an. Der junge Mathias Kellner aus Regensburg beginnt seine musikalische Laufbahn wie aus dem Nichts. Nach seiner Schreinerlehre ist er arbeitslos. Kurz vor Hartz IV entwickelt der Hobbygitarrist aus der drohenden beruflichen Perspektivlosigkeit heraus die Idee, es doch mal mit der Musik zu versuchen. Und er geht dabei einen ungewöhnlichen Weg, der ihn zwar einiges an Überzeugungskraft kostet, doch am Ende hat er den Mann auf der Arbeitsagentur auf seiner Seite und gründet eine Singer/Songwriter-Ich-AG. Sein Business-Plan sieht vor, auch in den winzigsten Clubs der Republik aufzutreten, um sich und seine Musik bekannt zu machen.
Durch Vermittlung der bayerischen Liedermacherin Claudia Koreck landet er beim südpolmusic-Label. Und bekommt so 2008 die Chance, als Live-Support die Tournee von Katie Melua zu begleiten.
Bleibt abzuwarten, inwieweit die bairische Hinwendung die Karriere weiterhin befördert...


Mathias Kellner: Hädidadiwari
südpolmusic, 2014

Mit Cordmütze und Gitarre

Der Liedermacher Konstantin Wecker will mit seinem Label "Sturm & Klang" nicht nur eigene CD-Veröffentlichungen jenseits großer Medienkonzerne herausbringen. Seit dem Vorjahr gibt er auch anderen jungen und deutschsprachigen Musikern die Chance, dessen Vertrieb in Anspruch zu nehmen als Basis für einen hoffnungsvollen Karrierestart.
Und hoffnungsvoll, genauer gesagt "hoffnungsstur" gibt sich Dominik Plangger, ein in Südtirol aufgewachsener und derzeit in Innsbruck lebender Liedermacher.
Es mutet reichlich ungewohnt an, denn mit Südtirol verbindet man den Export von Äpfeln oder Wein. Plangger stammt aus Stilfs, einem kleinen Ort im Westen von Südtirol.
Der Mittdreißiger darf als legitimer Nachfolger der politischen Liedermacher aus den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zählen.
Seine kritische Stimme erhebt sich gegen Diskriminierung und Rassismus ("Mein Freund, der Afghane"), aber auch gegen Gleichgültigkeit und Heuchelei - im Lied "Es rührt sich was in mir" heißt es:
"Sie lügen immer noch und sie halten uns dumm
so manche Heuchler, die uns verwalten.
Sie faseln von Podesten mit schütter-grauem Haar
Es sind immer noch die Gleichen, die Alten."
Vielleicht fehlt seiner Stimme (noch?) das charismatische Timbre eines Konstantin Wecker oder eines Hannes Wader. Beiden Größen der deutschen Liedermacherzunft erweist er jedenfalls seine Referenz mit den Titeln "Liebeslied im alten Stil" bzw. "Es ist an der Zeit".
Plangger verkörpert einen authentischen Künstler mit lyrischen wie kompositorischem Talent.
Er versucht erst gar nicht, das rollende "R" seines Südtiroler Dialekts zu unterdrücken. "Im Almliad" bekennt er sich zur Sprache und Bergwelt seiner Heimat.
Aber er positioniert sich auch klar gegen die dort vorherrschenden Denkgewohnheiten:
"Bei vielen sitzt der Arsch viel zu nah an Kopf und Hirn
In ihrer kleinen Welt sind sie die großen Herren
Oben ist der Nordpol, unten ist der Südpol
und der Mittelpunkt der Welt - ist Südtirol!"
Doch diese Art von Südtirol findet sich leider an vielen anderen Orten dieser Welt.
Mit der für ihn typischen Cordmütze auf dem Kopf singt Dominik Plangger dagegen an.
Und geduldige Hörer belohnt er nach dem melancholischen Live-Stück "Novemberrot" nach einigen Leerminuten (!!) mit einem patriotischen Gedicht zum Abschluss der CD.


Dominik Plangger: hoffnungsstur
Sturm & Klang, 2013

Musikalische Inspirationen bei einem Glas Rotwein

Bei dem alltäglich kursierenden Wortmüll bietet die CD-Veröffentlichung "peu á peu" von Wolfgang Stutes Marea die Möglichkeit, sich von wirklich erfrischender Instrumentalmusik inspirieren zu lassen. Dem Rezensenten sei an dieser Stelle eine kleine Handlungsanweisung gestattet: Die CD einlegen, eine bequeme Sitz- oder Liegeposition einnehmen, um dann mit geschlossenen Augen eigene Texte oder kleine Filme zu den insgesamt 13 Musikstücken zu kreieren.
Wolfgang Stute ist als kreativer Komponist und Musiker (Gitarre, Percussion, Cajon) in den letzen Jahren u.a. in dem Akustikprojekt "Räuberzivil" des Liedermachers Heinz Rudolf Kunze in Erscheinung getreten (siehe "Das Blättchen" Nr. 25/2012). Und mit Hajo Hoffmann (Geige, Mandoline) gehört der Marea Band ein weiterer musikalischer Räuber an.
Stilistisch gelingt Stute der Spagat zwischen Folk und Flamenco, klassischen und kontemplativen Klängen.
Ganz ohne Einfluss auf diese Veröffentlichung war der singende Deutschlehrer Kunze übrigens nicht. Denn Wolfgang Stute bekundet in dem ausführlichen Booklet massive Probleme mit der Aufgabe, seinen Kompositionen passende Titel zu geben. Hierfür musste der Räuberzivil-Chef Kunze jedoch nicht zweimal gefragt werden.
Man kann die von Kunze gewählten Titel aber auch als Herausforderung annehmen, um für sich selbst stimmige(re) Titel zu finden.
Eine Anweisung hat übrigens auch Herr Kunze für den geneigten Hörer dieser CD noch parat: "Ein gutes Glas Rotwein dazu schadet nie."


Wolfgang Stutes Marea: peu á peu
Rakete Medien, 2013

Roter Rebensaft und andere Farbtupfer

Die Bluesmusik hat in deutschen Landen nicht denselben Stellenwert wie in England oder den USA.
Da mag es nicht verwunderlich erscheinen, wenn der in Paderborn lebende Bluesmusiker Pete Alderton britisch-amerikanische Wurzeln aufweist.
In seinem Album "Roadside Preaching" lotet er die Spannungszustände im Leben aus - von Liebe und Leid, von Glück und Unglück.
Dabei richtet er den Blick nicht nur auf individuelle Befindlichkeiten. In "Who's To Blame" fragt er hartnäckig nach den Verantwortlichen für Umweltverschmutzung, Elend und Hunger auf der Welt.
Und "Red, Red Wine" ist kein Loblied auf den Rebensaft; vielmehr eine illusionslose Darstellung des Lebens auf der Straße, welches nur durch die Einnahme von Stimmungsaufhellern durchgestanden werden kann.
Nicht nur in diesem Lied scheinen eigene Lebenserfahrungen Eingang gefunden zu haben. Dem Alkohol hat Pete Alderton übrigens zwischenzeitlich völlig abgeschworen.
Mit "Lament For The War" appelliert er eindrucksvoll an die Konsequenzen des Krieges.
Die sparsame Instrumentierung der Lieder sorgt für eine intensivere Wahrnehmung seiner musikalischen Botschaften.
Ein absoluter Höhepunkt des Albums ist das von Leonard Cohen geschriebene Stück "Dance Me To The End Of Love", das mit Ella Ravens als Gesangspartnerin und dem Akkordeonspiel von Thommy Heinecke absolut stimmige Farbtupfer erhält.
Eine puristische Darbietung des Bluesklassikers "Stormy Monday" von T-Bone Walker bildet den gelungenen Abschluss der CD.


Pete Alderton: Roadside Preaching
Ozella Music, 2013

Applausfreie Entschleunigung

Eine Live-CD ohne Applaus? Das scheinbare Paradox lässt sich schnell klären; die fünfköpfige Musikgruppe "Spain" um Josh Haden (einem Sohn des bekannten Jazz-Bassisten Charlie Haden) hat sich für eine Live Session in die Räumlichkeiten des Senders KCRW im südkalifornischen Santa Monica begeben.
Spain hat bisher zwei Existenz- und Schaffensphasen.
Zwischen 1995 und 2001 entstanden drei Alben. Im Jahr 2012 kam es dann zu einer überraschenden Rückkehr mit der CD "The Soul of Spain".
Der melancholisch-warme Sound der Band wird dem "Slowcore"-Stil zugeordnet. Mit "Slowcore" ist das musikalische Pendant zum gesellschaftlichen Begriff der Entschleunigung gemeint. Die Musik von Spain zelebriert in genussvoller Art diese Langsamkeit. Dies wirkt beileibe nicht gekünstelt; vielmehr unterstreicht die elegische, beinahe mantrenförmige Spielweise die gefühlvolle Intensität der einzelnen Lieder.
Die CD "The Morning Becomes Eclectic Session" bietet mit sieben Liedern einen Querschnitt und Rückblick auf das bisherige Schaffen der Gruppe.
Bei diesen applausfreien Liveaufnahmen wird die Band von den Haden-Schwestern Petra, Rachel und Tanya (Violine, Cello, Backing Vocals) unterstützt. Diese geschwisterliche Mithilfe bringt nochmals ein hörbares Qualitätsplus.
Vor der nächsten Studioveröffentlichung im Frühjahr 2014 offeriert Spain ein eher kurzes "Zwischendurch-Album" mit Nachhall.
Am längsten klingt wohl das durch Johnny Cash's Cover berühmt gewordene "Spiritual" nach.


Spain: The Morning Becomes Eclectic Session
Glitterhouse Records, 2013

Ein goldener Brief und böse Fantasien

Das Kalenderjahr 2013 ist beendet, die Stopptaste ist gedrückt. Es bescherte in politischer Hinsicht wenig Verheißungsvolles (ob die Bundestagswahl und deren Konsequenzen oder der desaströse globale Umweltgipfel in Polen).
Immerhin sind in musikalischer Hinsicht einige Pretiosen auf dem Musikmarkt erschienen, denen man nur wünschen kann, dass sie auch entdeckt werden.
Hierunter fällt zum Jahresende die CD-Veröffentlichung "Golden Letter" des Nürnberger Trios "The Rose & Crown".
Hinter der Trio-Besetzung mit Mercan Kumbolu (Gesang), Julia Fischer (Piano/Gesang) und Christof Stahl (Schlagzeug) würde man wohl eher eine klassische Jazz-Combo vermuten.
Doch "The Rose & Crown" überraschen auf ihrem Debüt-Album mit einer frischen Brise an Akustik-Pop - mal in Form einer stürmischen Ballade, mal mit einer jazzigen Bluesnote. Die Reduktion auf drei Musiker wirkt sich alles andere als monoton aus.
Benannt haben sie sich nach einem englischen Pub (eine Internetsuchangabe zeigt schnell, dass unter diesem Titel mehrere Pubs und Hotels existieren).
Bei der Frage nach musikalischen Vorbildern zieren sie sich etwas. Aber sie sind eben kein Cassandra Wilson-Norah Jones-Katie Melua - Verschnitt, wenngleich die stimmgewaltige Sängerin Mercan Kumbolu sofort ins Ohr springt.
Doch längere Instrumentalpassagen zeigen klar auf, dass Piano und Schlagzeug nicht nur als billige Drauf- und Zugabe firmieren.
Im titelgebenden Song wird bei der Suche nach bzw. dem Erwarten der ultimativen Liebesverheißung in Form eines goldenen Briefes das Prinzip Hoffnung lyrisch aufgegriffen:
Leaves turning grey and snow is falling, hey
but giving up hope – no way.
Fast Stephen King'sche Ausmaße haben die bösen Fantasien, die sich im Lied "Scary Nightmare" offenbaren:
All the pictures I have never seen to scare me
And even if it is just a dream it shows me
That I have bad fantasies.
Und das letzte Lied auf der CD mit dem Titel "Blended" wartet mit einer Überraschung auf....aber nur für diejenigen Hörer, die nach dem (vermeintlichen) Ende eben nicht voreilig die Stopp-Taste drücken.

In Kürze wird ist es laut Bandangabe möglich sein, das Album direkt über die Homepage zu erwerben. Bis dahin gibt es die CD als Download bei iTunes, Amazon etc. und bei den Konzerten.


The Rose & Crown: Golden Letter
theroseandcrown.de, 2013