Van Morrison

Ein Musiker ohne Plan B

Es geht die Mär, dass Van Morrison schon im frühen Kindesalter vom Musik(er)virus befallen worden ist. Und wenn man seine aktuelle CD-Veröffentlichung wörtlich nimmt, dann geschah dies noch früher; trägt sie doch den Titel "Born to sing: No Plan B".
Der 1945 in Belfast Geborene hat ein wahrlich opulentes Opus bis dato vorzuweisen. Erste Popularität verschaffte er sich als Sänger der Gruppe "Them". Das von Bob Dylan gecoverte Lied "It's all over now, Baby Blue" zählt zurecht zu den Alltime-Klassikern aus den 60er Jahren.
Danach kreierte er als Solokünstler seinen persönlichen Musikstil, eine Mixtur aus Blues, Soul, Jazz und Folk.
Es kam im Laufe der Jahre zu interessanten musikalischen Kooperationen (etwa mit Bluesgrößen wie John Lee Hooker), aber auch zu ideologischen Verirrungen. In den 70er Jahren widmete er ein Album dem Scientology-Gründer Ron L. Hubbard. Aber er emanzipierte sich hiervon musikalisch eindrucksvoll mit der Platte "No Guru, No Method, No Teacher".
Interessanterweise wechselte er nun zu dem renommierten Jazzlabel "Blue Note". Eine neuerliche musikalische Wendung? Ein klares Nein. "Born to Sing: No Plan B" kann als altersweises Werk bezeichnet werden, das seinen genreübergreifenden Musikstil konsequent fortsetzt. Es finden sich klassische Bluesriffs, getragene Bläsersätze, jazzige Klavierpassagen und natürlich der unverwechselbare schnoddrige Gesang des nordirischen Vollblutmusikers. Wer diesen Musiker live erlebt, mag staunen, welch musikalisches Potential in diesem sich so unnahbar gebenden Künstler steckt.
Seine neueste Veröffentlichung ist, um zwei Titel hiervon aufzugreifen, "Close enough for Jazz", aber hoffentlich noch nicht "End of the Rainbow".


Van Morrison - Born to Sing: No Plan B
Blue Note Records, 2012