Musik über den allzu kurzen Sommer auf Island

Welche Assoziationen werden in mitteleuropäischen Köpfen geweckt, wenn sie mit dem nordeuropäischen Inselstaat Island konfrontiert werden? Der Fast-Bankrott des Staates im Gefolge der sog. Banken-Krise? Die raue Natur mit sehenswerten Schauspielen (Geysire ...) oder mit für den Luftverkehr fatalen Folgen (Vulkanasche)?
Sportlich Interessierte können in die Waagschale werfen, dass die in der Mittelmäßigkeit abgestürzte deutsche Handball-Nationalmannschaft neuerdings von einem Isländer trainiert wird; währenddessen konnte die isländische Fußballelf - im Gegensatz zum Team von Joachim Löw - erfolgreich in die Qualifikation zur Fußball-Europameisterschaft 2016 starten.
Ein Schwenk zur isländischen Musikszene dürfte allerdings ahnungsloses Stirnrunzeln hervorrufen.
Sicher, Björk kann als internationale Popgröße bezeichnet werden - aber wie sieht es mit aktuellen Künstlern aus?
Das Label "Beste! Unterhaltung" ist auf seiner musikalischen Schatzsuche in Nordeuropa erneut fündig geworden.
Ylja ist eine bereits 2008 von den beiden Gitarristinnen und Sängerinnen Gigja Skjalardóttir und Bjartey Sveinsdóttir gegründete Akustik-Folkpop-Band. Ihre erste CD veröffentlichten sie dann 2012 - und dieses Debütalbum erscheint nun, mit zweijähriger Verspätung, in Deutschland.
Ylja erfinden den gitarrenorientierten Folkpop nicht neu. Aber die Lieder sind durchaus eine Bereicherung für Freunde akustischer Musik.
Die elfenhaften Töne sind professionell aufgenommen und erinnern an manche irische Volksweisen.
Die isländische Sprache - die Band singt rein auf Isländisch - offenbart einen zusätzlichen Reiz, wenngleich das Textverständnis dadurch natürlich erschwert wird.
Im Lied "Saevindur Hafsson" geht es um einen Fischer und dessen dramatische Erlebnisse auf See und in "Á Rauðum" über den gar allzu kurzen Sommer auf Island.
"Oður til móður" ist eine Ode an die Mütter der beiden Sängerinnen.
Mit personeller Verstärkung und Veränderung (eine Bassistin und Drummer kamen hinzu, der Gitarrist wurde ersetzt) arbeiten Ylja daran, bis zum Jahresende 2014 das zweite Album aufzunehmen.
Es bleibt abzuwarten, ob die Atlantikinsel künftig mit dieser Folkpop-Band assoziiert wird.


Ylja: Ylja
Beste! Unterhaltung, 2014