Dominik Plangger

Mit Cordmütze und Gitarre

Der Liedermacher Konstantin Wecker will mit seinem Label "Sturm & Klang" nicht nur eigene CD-Veröffentlichungen jenseits großer Medienkonzerne herausbringen. Seit dem Vorjahr gibt er auch anderen jungen und deutschsprachigen Musikern die Chance, dessen Vertrieb in Anspruch zu nehmen als Basis für einen hoffnungsvollen Karrierestart.
Und hoffnungsvoll, genauer gesagt "hoffnungsstur" gibt sich Dominik Plangger, ein in Südtirol aufgewachsener und derzeit in Innsbruck lebender Liedermacher.
Es mutet reichlich ungewohnt an, denn mit Südtirol verbindet man den Export von Äpfeln oder Wein. Plangger stammt aus Stilfs, einem kleinen Ort im Westen von Südtirol.
Der Mittdreißiger darf als legitimer Nachfolger der politischen Liedermacher aus den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zählen.
Seine kritische Stimme erhebt sich gegen Diskriminierung und Rassismus ("Mein Freund, der Afghane"), aber auch gegen Gleichgültigkeit und Heuchelei - im Lied "Es rührt sich was in mir" heißt es:
"Sie lügen immer noch und sie halten uns dumm
so manche Heuchler, die uns verwalten.
Sie faseln von Podesten mit schütter-grauem Haar
Es sind immer noch die Gleichen, die Alten."
Vielleicht fehlt seiner Stimme (noch?) das charismatische Timbre eines Konstantin Wecker oder eines Hannes Wader. Beiden Größen der deutschen Liedermacherzunft erweist er jedenfalls seine Referenz mit den Titeln "Liebeslied im alten Stil" bzw. "Es ist an der Zeit".
Plangger verkörpert einen authentischen Künstler mit lyrischen wie kompositorischem Talent.
Er versucht erst gar nicht, das rollende "R" seines Südtiroler Dialekts zu unterdrücken. "Im Almliad" bekennt er sich zur Sprache und Bergwelt seiner Heimat.
Aber er positioniert sich auch klar gegen die dort vorherrschenden Denkgewohnheiten:
"Bei vielen sitzt der Arsch viel zu nah an Kopf und Hirn
In ihrer kleinen Welt sind sie die großen Herren
Oben ist der Nordpol, unten ist der Südpol
und der Mittelpunkt der Welt - ist Südtirol!"
Doch diese Art von Südtirol findet sich leider an vielen anderen Orten dieser Welt.
Mit der für ihn typischen Cordmütze auf dem Kopf singt Dominik Plangger dagegen an.
Und geduldige Hörer belohnt er nach dem melancholischen Live-Stück "Novemberrot" nach einigen Leerminuten (!!) mit einem patriotischen Gedicht zum Abschluss der CD.


Dominik Plangger: hoffnungsstur
Sturm & Klang, 2013