Joep Beving

Musikalische Gänsehautmomente

„Gentle Giant“ war der Name einer britischen Progressive Rockband in den 70er Jahren. Und als ebensolchen Gentle Giant, also einen freundlichen Riesen, kann man auch den niederländischen Pianisten Joep Beving bezeichnen.
Der Zweimetermann mit wallendem Haar und Rauschebart scheint einem magischen Buch entsprungen. Aber wenn er sich den schwarzen und weißen Klaviertasten widmet, entlockt er diesem Instrument magische Melodien.
Die Nachrichtensender quellen über von Anschlägen und Unruhen. Joep Beving liefert hierzu das musikalische Kontrastprogramm. Er selbst konstatiert: „Die Welt ist zurzeit ein hektischer Ort. Ich habe den dringenden Wunsch, auf ganz einfache menschliche Weise mit den Leuten in Kontakt zu treten. Musik als universelle Sprache hat die Macht zu verbinden. Ich bin davon überzeugt, dass wir, ungeachtet der kulturellen Unterschiede, ein angeborenes Verständnis davon haben, was es heißt, ein Mensch zu sein. Unsere Gänsehaut zeugt zum Beispiel davon …“
Bereits als Jugendlicher trat er öffentlich auf, doch eine Verletzung des Handgelenks zwang ihn dazu, musikalisch kürzer zu treten. Und so begab er sich nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften auf den konventionellen Karriereweg. Private Zufälle brachten ihn wieder zurück auf die künstlerische Bahn.
Er komponierte ein Stück für die Beerdigung eines unerwartet verstorbenen Freundes. Wenige Zeit später erschien in Kleinstauflage „Solipsism“ als Vinylveröffentlichung. Das darauf enthaltene Stück „Sleeping Lotus“ wurde zu einem millionenfach angeklickten Hit im Internet.
Die „Deutsche Grammophon wurde nun auf ihn aufmerksam. Und so erschien „Prehension“ nun auf diesem renommierten Label.
Es sind gefühlvolle Melodien, aber deutlich jenseits des Kitschfaktors, die Joep Beving seinen Zuhörern offeriert. Den Verrücktheiten dieser Welt setzt er die Schönheit seiner musikalischen Kompositionen entgegen – Gänsehautmomente für empfindsame Ohren!


Joep Beving: "Prehension"
Deutsche Grammophon, 2017