Edition Metropolmusik

Welchen Harfenklang hat die Farbe Weiß?

Gibt es Harfenmusik jenseits klassischer Stücke oder gefühlsduseliger Anbiederung an die keltische Musik?
Die in Berlin geborene und in Nürnberg aufgewachsene Maja Taube hatte bereits mit acht Jahren ihre erste Begegnung mit diesem Musikinstrument.
Nach dem Studium sammelte sie Erfahrungen in mehreren im Frankenland beheimateten Orchestern sowie in regionalen Musikgruppierungen.
Ihre zweite Solo-CD "Klanggewebe" entstand als Crowdfunding-Projekt.
Man darf den Schwarmfinanziers dankbar sein. Denn Maja Taube besticht mit einer beeindruckenden Fingerfertigkeit.
Es sind dreizehn Klangperlen, die vielschichtige Melodiebögen aufweisen, mal in zurückhaltendem, mal in treibendem Tempo.
Die Harfenistin offenbart kein Fast Food für die Ohren und auch keinen esoterischen Klangbrei.
Es sind ungekünstelte, klar vorgetragene Stücke, die man "nur" genießen kann, die aber auch dazu animieren, die Titelassoziationen der Künstlerin aufzugreifen.
Welchen Klang hat die Farbe Weiß, wie klingen Spiegelungen?
Maja Taube findet hierauf mit ihrer Harfenmusik bezaubernde Antworten...


Maja Taube: Klanggewebe
Edition Metropolmusik (
Direktvertrieb über die Künstlerin), 2015

Ein Trommler mit kaputtem Tischtennisball

In den 60er oder 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts war es durchaus üblich, dass der Schlagzeuger progressiver Rockbands bei einem Konzertstück seine (Solo-)Künste für eine längere Vorführung demonstrieren durfte. Rockklassiker in dieser Hinsicht sind sicherlich "In-A-Gadda-Da-Vidda" von Iron Butterfly (an den Drums: Ron Bushy) , "Moby Dick" von Led Zeppelin (an den Drums: John Bonham) oder "The Mule" von Deep Purple (an den Drums: Ian Paice).
Und auf der anderen Seite ist es gerade im Jazzbereich nicht unüblich, dass der Schlagzeuger "Bandchef" spielt und eine Handvoll Musiker um sich schart. Charly Antolini, Billy Cobham oder Buddy Miles sind international renommierte Adressen, hierzulande ist Wolfgang Haffner beispielsweise hervorzuheben.
Sehr ungewöhnlich ist es dann aber, wenn ein Schlagzeuger eine komplett solo eingespielte CD vorlegt. Dies tat der Nürnberger Werner Treiber bei seiner Erstlingsveröffentlichung "Beyond Backbeat".
Dessen berufliches Wirken fußt auf dem Standbein eines Dozenten der hiesigen Musikschule und auf dem Spielbein eines Musikers in diversen Kombinationen, auch mit Ausflügen in andere künstlerische Gefilde wie Theater.
Auf "Beyond Backbeat" nutzt er nicht nur das klassische Drum-Set. Er setzt zusätzlich auf allerlei Gegenstände wie Lineale, Einweckgummi oder einem kaputten Tischtennisball. Aber auch Wasch- und Zirkustrommel oder eine Styroporverpackung gehören zum illustren Instrumentarium des Musikers.
Sein skurriler Einfallsreichtum mündet jedoch nicht in schrägen musikalischen Darbietungen. Vielmehr präsentiert Werner Treiber elf Stücke in höchster rhythmischer Perfektion.
Dabei ist sein enormer Spielwitz unverkennbar bzw. nicht zu überhören.
Es mag deshalb auch nicht zu verwundern, wenn ein Stück von Frank Zappa, einem der größten Kreativ- und Querköpfe im Musikgeschäft, inspiriert ist.
Wer weiß, vielleicht fühlt sich der eine oder andere Hörer animiert, im eigenen Haushalt mehr rhythmischen Takt zu Gehör zu bringen...?! Werner Treiber liefert die professionelle Anleitung hierfür.


Werner Treiber: Beyond Backbeat
Edition Metropolmusik, 2012

Lonely Birds aus dem Frankenland

Agnes Lepp und Filip Wisniewski weisen einen schwäbischen bzw. polnischen Migrationshintergrund auf und sind beide derzeit im Frankenlande wohnhaft.
Als musikalisches Duo firmieren sie unter dem Namen "Leppinski 2".
Auf ihrer titellosen Erstveröffentlichung verzichten sie darauf, sattsam abgenudelte Jazz-Standards zum Besten zu geben; stattdessen präsentieren sie neun Eigenkompositionen.
Duo-Formationen sind ja nun wahrlich keine Rarität in der Jazzmusik. Gelegentlich schließen sich auch Heroen wie Chic Corea und Bobby McFerrin im Duett zusammen.
Eher selten ist hierbei jedoch die Kombination aus Gesang und Gitarre, den die fränkischen Newcomers zelebrieren.
Als professionelle Musiker mit erfolgreichen Studienabschlüssen zeigen sie sich durchaus routiniert in ihren Stücken. Zu hören ist das ausgereifte Gitarrenspiel Wisniewkis, das sich mal dezent im Hintergrund zu den vokalen Improvisationsmomenten von Agnes Lepp einordnet und sich dann fast übergangslos in den Vordergrund arbeitet.
Die beiden musikalischen Protagonisten sind gut aufeinander eingestellt. Weniger jazz-affine Ohren werden sicherlich die Stücke präferieren, die sich mehr am klassischen Songwriter-Genre orientieren und weniger die offensichtliche Experimentierlust der zwei Musiker herausstellen.
"Does Humor belong in Music", fragte einst Frank Zappa. Vielleicht kann ja aus der hörbaren Spiel- und Gesangfreude der beiden künftig noch mehr Spielwitz erwachsen, welchen die vorhin genannten Superstars in ihrem Zusammenspiel zur Perfektion getrieben haben.
"Lonely Birds are singing their song..." intoniert Agnes Lepp. Nun, Leppinski 2 ist zu wünschen, dass sie keine einsamen Vögel in der deutschen Jazzszene bleiben.


Leppinski 2: dto.
Edtion Metropolmusik, 2012