AdP Records

Die düstere Weltenschau eines „November Boy“

In den Blütezeiten des Progressive Rock – in den 70er- und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts – reüssierten Bands wie Camel, Emerson, Lake & Palmer oder Pink Floyd mit aufwendigen Konzeptalben. Die darauf enthaltenen Songs waren keine Loseblattsammlung, sondern bildeten eine Einheit. Sie behandelten Märchenstücke (Camel – The Snow Goose) genauso wie zeitkritische Anklagen (Pink Floyd – The Wall).
Für das 3-Minuten-Hitradio sind solche musikalischen Gesamtkunstwerke nicht kompatibel.
Nick & June haben nun auch ein Konzeptalbum veröffentlicht – über den „November Boy“.
Das Nürnberger Folk-Duo Nick Wolf und Julia „June“ Kalass hat sich nach dem Debütalbum „Flavor & Sin“ (2013) mit einer Bassistin und einem Schlagzeuger zu einer 4-Personen-Combo verstärkt.
Nick Wolf hat fast alle Lieder im Alleingang getextet und komponiert. Ausgangspunkt für das Album „My November My“ war eine selbst geschriebene Erzählung, aus dessen einzelnen Kapiteln dann die Songs auf dem Album entstanden sind.
Der Protagonist ist ein von der (Um-)Welt verbitterter Zeitgenosse; er fühlt sich nicht verstanden und flüchtet in eine imaginäre Welt. Es sind Reflexionen über Gefühle und gescheiterten Lieben, aber auch kluge und poetische Alltagsbeobachtungen („How the bus stop smiles at night…“ beginnt beispielsweise ein Lied).
Die Texte wurden dann in eine kammermusikalische Variante des Progressive Rocks gekleidet. Nur die weiblichen Gesangsanteile sollten künftig gesteigert werden, beim düster-melancholischen „November Boy“ und seinem „mix of fear and fear of people“ ist dieses Manko noch nachvollziehbar…


Nick & June: "My November My"
AdP Records, 2017