Blanko Musik

Vom Lebensmotto der Spargelkönigin

Die CSU repräsentiert gemeinhin als omnipräsente Staatspartei den Freistaat Bayern und das bayerische Lebensgefühl, so zumindest das Credo der christsozialen Protagonisten.
Es ist bedauerlich, dass speziell der „Rest“ der Republik nicht so recht wahrzunehmen mag, dass es eben auch ein anderes Bayern gibt.
Nicht jeder Landwirt und jeder Dorfbewohner in diesem Bundesland ist ein lebenslänglicher CSU-Wähler – und was Denken und Alltagshandeln betrifft, so finden sich häufig reichlich anarchische Momente im tiefschwarzen Süden.
Ein vorzüglicher Vertreter dieses „anderen Bayern“ ist der Liedermacher Georg Ringsgwandl. Seine Vita allein – vom Oberarzt der Kardiologie am Klinikum Garmisch-Partenkirchen bis hin zum professionellen Musiker – determiniert ihn für schräges Kulturgut, das er mit seinen selbst komponierten und getexteten Liedern seit vielen Jahren auch praktiziert. Eine kleine Anekdote zu seinen musikalischen Anfängen: Zur Musik kam er durch das Zitherspiel, das Musikinstrument bekam er im Alter von acht Jahren von einer Tante.
Was andere Rockmusiker als „Unplugged“-Musik verkaufen, hat er nur als „Wohnzimmerfunk“ realisiert und sich damit im abgelaufenen Kalenderjahr einen lang gehegten Wusch erfüllt: die simpel anmutende Idee, ein Musikalbum in einem Wohnzimmer aufzunehmen. Ohne Schallschutzmaßnahmen entstand so die CD „Woanders“ in einer Altbauwohnung. Es bedurfte dann auch nur einer knappen Woche, bis die Aufnahmen abgeschlossen waren.
Die Lieder auf dieser CD handeln u.a. von der „Spargelkönig“ (deren Lebensmotto lautet: „…Es könnte schlimmer sein…“), von dem Wunsch „In mein‘ nächsten Leben wer‘ i a Koda (Kater)“ und von vielen negativen Vorfällen, die laut Titelsong „woanders“ passieren („…aber net bei uns dahoam“).
Ein sehr ruhiges Album, aber mit vielen schrägen Tiefsinnigkeiten garniert, wenn ein Kardiologe den bayerischen Alltag seziert…


Georg Ringsgwandl: „Woanders”
Blanko Musik, 2017