Janet M. Christel

Das fehlende Meer - schottische Exilmusik in Franken

"Frankn licht nedd am Meer" heißt ein Gedichtband des fränkischen Poeten Helmut Haberkamm.
Für einen Menschen, der das wirkliche Meer gewohnt ist, ist das Frankenland dann manchmal doch eine sehr beengte Provinz. Doch diesen Zustand des Fehlens und des Nichtzufriedenseins kann man kreativ zwar nicht lösen, aber doch bewältigen.
Doch der Reihe nach:
Die Schottin Janet M. Christel studiert in ihrer Heimatstadt Glasgow Germanistik. Sie nutzt die Partnerschaft Glasgows mit der fränkischen Metropole Nürnberg, um eben dort eine längere Zeit zu verbringen.
Pikanterweise weisen das schottische "R" und die fränkische Variante hierzu eine markante Ähnlichkeit auf.
Aber für den weiteren Lebensweg von JMC ist es wohl viel entscheidender, dass sie sich in "Herman the German" verliebt... die schottische Germanistin intensiviert die Städtepartnerschaft durch eine private Partnerschaft und zieht infolgedessen komplett ins Frankenland.
Es begannen dann die kreativen Schübe, um das fehlende Meer musikalisch zu kompensieren. Sie schart vor etwa zehn Jahren drei musikalische talentierte Männer um sich, die sich der schottischen und keltischen Musik verschrieben.
Und mit dem Bandkomponisten Ralf Trautner (Gitarren, Keyboard, etc.) sowie Jerry Röschmann (Bass, Percussion) und Udo Schwendler (Akkordeon, Saxofon, Flöten, etc.) hat sie unabhängig von einem Plattenlabe, die CD "JMC3" herausgebracht. Der Vertrieb im Internet läuft über ihre Homepage.
JMC erfindet den schottischen Folkrock nicht neu. Aber ihr sympathische und natürliche Art korrespondiert bestens mit der Musik, deren Fröhlichkeit ansteckenden Charakter hat, die aber nichts mit der tumben Gute-Laune-Musik sattsam bekannter Provenienz zu tun hat.
Und während sich die Musik mal balladesk-getragen, mal in flotten Rhythmen präsentiert, handeln die Texte von der Liebe in unterschiedlichen Formen. Die verpasste Liebe zum lautstarken "Fred", die kurze Liebe eines Sommers, deren Erinnerung sich in einem "Souvenir" manifestiert... oder besonders gelungen der "Moon over Glasgow", der sich am wolkenlosen Himmel als finale Hoffnung zeigt, während auf Erden die käufliche Liebe praktiziert wird.
Sehr poetische Worte über das Heimkommen aus der großen weiten Welt findet JMC im Lied "Going Home". Neben den Eigenkompositionen haben auch zwei Traditionals auf JMC3 Platz gefunden: "Annie Laurie" und das klassische "Auld Lang Syne".
Und das Schlussstück, das Instrumental "The Undanced Wedding Waltz" gibt der Hörerin oder dem Hörer die Gelegenheit, in eigenen Erinnerungen zu schwelgen... mit wem man im Laufe des Lebens gerne einen Hochzeitswalzer getanzt hätte.


Janet M. Christel: JMC3
2014