Ein musikalischer T-REKK durch den Süden der USA

Dortmund? Wenn man in diesen fußballinflationären Zeiten diese Stadt erwähnt, ist die Assoziation zum „Runden, das ins Eckige muss“, fast zwingend.
Dortmund und Kultur? Der moderne Mensch bedient sich bei einer solch schwierigen Fragestellung einer Internetsuchmaschine und stößt dann vielleicht auf den Förderpreisträger für junge Künstler 2014.
Diesen Preis gewann die Musikgruppe REKK. In der Laudatio hieß es:
„Die Dortmunder Indie-/Folk-Band REKK überzeugt durch eine unverwechselbare musikalische Eigenständigkeit … Obwohl es sich hier um noch recht junge Musiker handelt, ist es der Band gelungen, einen eigenen Sound jenseits der Mainstream-Anforderungen zu kreieren.“
Der Kopf dieses Quintetts ist Matti Kaiser. Er beherrscht meisterhaft das gefühlvolle Texten und Komponieren.
Die englischen Liedtexte sind von Andeutungen und Anspielungen wie auch von (nicht immer ernst gemeinten) Wortspielereien durchdrungen.
Interessanterweise wurde auch der Bandname REKK aus Gründen der semantischen Ästhetik gewählt: Man empfand die zwei aufeinanderfolgenden „K“ des Albums „TAKK“ von Sigur Rós so schön. Und mit diesem Bandnamen ergeben sich fast zwangsläufig Wortspiele wie „Soundrekk“ – übrigens der Begriff, unter dem man die Band auf Soundcloud findet.
Die REKK-Musik hat Anklänge an Ryan Adams wie an die hymnenartigen Balladen von Coldplay. Kunstvoll im wahrsten Sinne des Wortes sind die vorwiegend akustisch geprägten Melodien, teilweise garniert mit Bläser- oder Streichereinheiten.
Ein besonderes Schmankerl ist der einzige Coversong auf dem Debutalbum, nämlich „Wicked Game“, im Original von Chris Isaak.
Die REKK-Version entbehrt des Edelkitsch-Tons, konzentriert sich auf den Liedkern, wirkt dadurch intimer und eindringlicher.
Vielleicht liegt ja Dortmund auch gar nicht im Ruhrgebiet, sondern irgendwo in den Weiten des US-amerikanischen Südens, wo bei einem T-REKK zu Fuße die flirrende Luft in einer kargen Landschaft die Künstler zu kreativen Höchstleistungen anspornt?


REKK: Sixtytwo
Stargazer Records, 2016