Magische Miniaturstücke und ein Stromausfall

Mit "en ny dag" (ein neuer Tag) ist dem in Südschweden und Norddeutschland lebenden Jazzpianisten Martin Tingvall, Jahrgang 1974, eine zauberhafte Melange aus Dur- und Molltönen gelungen.
Wie magisch wird man in den Sog dieser vierzehn Miniaturstücke gezogen. Gleich ob heitere oder melancholische Stimmungsmomente musikalisch wiedergegeben werden: Die Melodien setzen sich bereits beim ersten Hören nachhaltig im Kopf fest.
Martin Tingvall beweist ein erstaunliches kompositorisches Geschick, Momente der Freude und der Trauer mit dem Klavier zum Ausdruck und in bleibende Erinnerung zu bringen. So wird etwa ein Stromausfall bei einem Konzert in Harare (Zimbabwe) dem Strudel der Vergessenheit entrissen.
Impulsgeber für seine gefühlvollen Stücke sind jedoch auch Beobachtungen in der Natur oder in seinem direkten Umfeld, beispielsweise beim Betrachten von schlafenden Kindern.
Umrahmt werden die Stücke auf "en ny dag" von zwei kurzen nächtlichen Reminiszenzen - zum Einstieg ein sinkender Stern und zum Abschluss das Sternbild des Großen Wagens.
Wer sich dieses Soloprojekt von Martin Tingvall live zu Gemüte fühen will, hat in den kommenden Wochen mehrfach Gelegenheit, u.a. am 17.10. in Hamburg, am 9.12. in Berlin, am 10.12.2012 in Frankfurt/Main und am 22.1.2013 in München. Ob wohl dann auch in deutschen Landen ein Stromausfall bei einem Konzert zu befürchten ist...?


Martin Tingvall: en ny dag
Skip Records, 2012