Isländische Zerbrechlichkeiten

Island? Eine Insel im hohen Norden mit weniger Einwohnern als beispielsweise Leipzig. Island? Für Fußballanhänger ein Land, das im vergangenen Herbst die durchaus sporthistorische Qualifizierung für die kommende Europameisterschaft erreicht hat.
Und das musikalische Potential Islands?
Der Sänger und Liedermacher Svavar Knútur gilt zwar als ein großer Fan der deutschen Sprache, aber sein jüngst erschienenes Album hat er trotzdem nicht nach einem Grundnahrungsmittel benannt.
"Brot" heißt auf Isländisch "das Zerbrechen". Im Titelsong der CD geht es darum, dass der Barde und sein kleines Boot es trotz widriger Winde und wuchtiger Wellen heil zurück an das Ufer geschafft haben. Um einen kurzen Moment des Atemholens zu genießen, bevor wieder die Segel zu neuen Abenteuern gesetzt werden.
Svavar Knútur zeigt sich durchaus bewandert in unterschiedlichen Musikstilen - von langsamen, getragenen bis zu rockigen Nummern. Sozusagen stilsicher zwischen den Stilen: mal ein sanfter Barde, mal ein unberechenbares Springteufelchen.
Sprachlich wechselt er zwischen Isländisch und Englisch. In "Girl from Vancouver" gibt er sich, um des Reimes willen, eher albern, während er in "Little Things" ein lyrisches Liebesbekenntnis abliefert, das die kleinen Besonderheiten der Liebsten in Augenschein nimmt.
Die musikalischen Variationen der zehn Lieder sind nicht nur in den wechselnden Tempi begründet. Sparsam dosierte Begleitung reiht sich an eine orchestrale Instrumentierung.
Der finale Song "Slow Dance" hat durchaus Anklänge an bekannte Stadionrockhymnen. Wie er dies im Livekonzert dann umsetzt, kann zum Beispiel am 12.02. in Berlin, am 13.02. in Leipzig und am 18./19.02. in Dresden verfolgt werden.
Svavar Knútur hat jedenfalls ein unüberhörbares Talent fürs Songschreiben.


Svavar Knútur: Brot
Nordic Notes, 2015